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Rubrik: Montags-Porträts |
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Christoph Bürki ist der Rekrutierungs-Experte des VSETH Der Karrieren-Dealer |
Der Personalmarkt ist ausgetrocknet, ETH-Absolventen sind gefragter denn je. Unter den vielen offenen Stellen den richtigen Karriereeinstieg zu finden, ist aber nicht einfach. Hochkonjunktur also für die Rekrutierungsbranche, wo an der ETH besonders ein Kopf hervorsticht: Christoph Bürki, Student und Rekrutierungs-Experte des VSETH. Von Jakob Lindenmeyer Er ist gut vorbereitet auf die eigene Karriere und weiss was er will: "In meinem Job brauche ich viel Freiheit und Entwicklungsmöglichkeiten", beschreibt der 25jährige Christoph Bürki im Gespräch mit ETH Life die Anforderungen an seine Idealstelle. Mittelfristig aber träumt er von der eigenen Firma im Bereich Prozessmanagement, Marketing und Datenbanken - seinem Fachgebiet. Bürki hat vier Semester Elektrotechnik hinter sich und studiert jetzt Informatik. Durch seinen Nebenjob in der Geschäftsleitung der Rekrutierungsorganisation Forum & Contact ist Student Bürki auch erfahren im Umgang mit Wirtschaftsführern. Combat-Schiessen und Skandinavien Bürki hat noch zwei weitere Nebenjobs. Er ist Mentor an einer Schule für Hochbegabte und betreut dort einen 14jährigen in den Gebieten Elektrotechnik und Informatik. Daneben arbeitet er noch bei einer Design-Firma für Grafik und künstlerische Internetinhalte. Zum Ausgleich nutzt er täglichen die zwei Stunden Pendeln zwischen Olten und Zürich, die er nicht mit Lernen füllt, sondern Musik hört oder Zeitung liest. "Diese Erholungszeit kann mir niemand nehmen!" Erholen kann er sich auch auf Reisen nach Skandinavien oder bei seinem Hobby, dem Combat-Schiessen. "Mir geht es nicht ums Ballern, sondern um die Konzentration und den Ausgleich", rechtfertigt Bürki sein ungewöhnliches Hobby. Combat-Schiessen sei nicht zu verwechseln mit dem verruchten Freizeitvergnügen "Paint-Ball" oder "Gotcha".
Momentan organisiert Bürki die PolyContact-Messe im nächsten Mai, bei der 120 ausgewählte Firmen in der ETH um Nachwuchs werben. Die Nachfrage seitens der Wirtschaft sei riesig. Allein die kleineren der 580 Firmen in Bürkis Datenbank suchen dieses Jahr gegen 5000 ETH-Absolventen. (Bei jährlich rund 1400 Diplomabschlüssen). "Wäre die ETH doppelt so gross, könnten wir doppelt so viele Firmen einladen", beschreibt Bürki die aktuelle Situation in der Rekrutierungs-Szene. In den letzten zwei Jahren habe der Andrang der Firmen massiv zugenommen, besonders in der Beratungsbranche. "Alle wollen dabei sein, weil die Konkurrenz auch da ist." Nur die Besten schaffen es an die ETH Bürki setzt auf Qualität statt Quantität und auf einen ausgewogenen Mix aller Branchen. Nur die besten und repräsentativsten Firmen jeder Branche schaffen es in die heissbegehrte ETH-Haupthalle. Die besten Chancen haben Firmen, welche die ETH-Studierenden in ihrem Fachgebiet "abholen". Am Rekrutierungsstand sollen sich nicht aufdringliche Headhunter die Studierenden gegenseitig abspenstig machen. Bürki setzt auf technische Fachexperten, viele von ihnen selbst ETH-Absolventen, die wissen, worüber sie reden.
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Engagierte Firmen gehen sogar so weit, dass sie vor der Rekrutierungsmesse mit grossem Aufwand die Interessen der Studierenden evaluieren oder mit einem Formel-1-Rennwagen oder einem ferngesteuerten Zeppelin in der ETH-Haupthalle auf sich aufmerksam machen. Bessere Integration der Industriepraktika Trotz der grossen Nachfrage will Bürki die Standpreise auf relativ tiefem Niveau zwischen 1800 und 4200 Franken beibehalten. Damit soll auch kleineren Firmen eine Präsenz ermöglicht werden. "Schliesslich wollen nicht alle Studis bei einem "global Player" einsteigen." Mögliche Bestechungsversuche von Firmen, um einen besseren oder überhaupt einen Standplatz zu ergattern, weist er entschieden zurück: "Ich habe noch nie solche Angebote erhalten. Wir haben klare Anmelderegelungen." Bürki betont die Non-Profit-Ausrichtung seiner Organisation. Der Gewinn werde vollumfänglich re-investiert, beispielsweise in Wettbewerbe oder in Bücher, die gratis an Studierende abgegeben werden. Auch Bürki selbst bezieht keinen Lohn für seine Arbeit beim Vermitteln von Karrieren und will auch in Zukunft ehrenamtlich arbeiten. Ist er ein selbstloser Gutmensch? "Nein, nein", winkt Bürki ab, "ich profitiere von den Erfahrungen und der guten Zusammenarbeit mit den Kollegen von Forum & Contact". Ähnliche Ziele wie die Rekrutierungsmesse im Mai verfolgt auch die Tagung "Job oder Job?" am nächsten Donnerstag im Auditorium Maximum an der ETH (siehe Kasten), wo Bürki als Referent auftritt. Teilnehmenden rät er, sich gut vorzubereiten, um die für den Karriereeinstieg entscheidenden Fragen zu stellen und nach Möglichkeit ein Praktikum zu vereinbaren. Hier besteht für Bürki denn auch noch Handlungsbedarf seitens der ETH: Industriepraktika sollten besser ins Studium integriert und auf weitere Studiengänge ausgeweitet werden. Die langjährigen Erfahrungen und Kontakte von Forum & Contact möchte Bürki nicht nur den Personalvertretern der Wirtschaft, sondern vermehrt auch direkt den Studierenden zugänglich machen: "Wenn ein Student eine Adresse braucht, sind wir eine gute Anlaufstelle."
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Literaturhinweise:
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