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Rubrik: Surprise |
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Weihnachts-Wettbewerb: Gewinnen Sie ein Zürcher Monopoly mit ETH-Feld! "Spekulieren nach Herzenslust" |
In Zürich polarisiert es Uni und ETH ebenso wie Tagi und NZZ. In der DDR hingegen war es streng verboten. Doch ETH Life vergibt es als Hauptpreis: Gewinnen Sie rechtzeitig auf Weihnachten das neue Zürcher Monopoly-Spiel. "Kaufen Sie doch ein Stück Zürich!", bewirbt die deutsche Spielfirma "Winning Moves" ihren neusten Wurf. Nach Berlin, Wien und Amsterdam folgt der spekulative Ausverkauf nun also auch auf Zürcher Strassen. "Keiner kommt zu spät - jeder kann gewinnen!", heisst es verführerisch. Spielwiese für Lokal-Spekulanten Eingeladen wird zum "Spekulieren nach Herzenslust". Wer sich dabei verkalkuliere, lande höchstens mal im Gefängnis, versichert die Spielfirma. Beim "beliebten, zuweilen gar süchtig machenden Kampf um Strassen, Häuser und Bahnhöfe" handelt es sich nicht etwa um eine Anprangerung der realen Immobilienspekulation, sondern um deren spielerisches Übungsfeld: Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft erscheint erstmals eine Zürcher Lokalausgabe des Gesellschaftsspiels "Monopoly". ETH ist unverkäuflich - im Gegensatz zur Uni "Erfüll Dir den Traum von Besitz und Eigentum", lockt die Werbung fürs neue Spekulationsspiel. Wer träumte nicht schon immer von einem eigenen Häuschen in der Altstadt? Das Niederdorf kostet lediglich 1'200 Franken. Oder warum nicht gleich die eigene Hochschule aufkaufen, statt jahrelang zu studieren? Mit Geld lässt sich jedoch nur die Uni kaufen. Die ETH hingegen ist unverkäuflich, bietet dafür umso mehr Chancen. "In der Monopoly-Lokalausgabe können Sponsoren einzelne Spielfelder kaufen", erklärt Alfredo Degen, Verkaufsleiter der Spielkartenfirma AG Müller, das Prinzip der Firmenfelder. Wie viel Geld ETH und Uni Zürich für ihre Felder gezahlt haben, darüber konnte Degen allerdings keine Auskunft geben. Während die Universität ein mehrtausendfränkiges Feld gleich neben dem Gefängnis belegt, blieb für die ETH nur gerade ein Fragezeichen zwischen Chinagarten und Flughafen. Warum erhielt die ETH denn ausgerechnet das "Chance"-Feld? "Weil die ETH die Chance für eine gute Ausbildung bietet", vermutet Degen schmunzelnd.
Ballermann-Image drückt Preise Auch andere "Benachteiligte" wundern sich über die Hintergründe der Felder-Belegung. Beispielsweise der "Tages-Anzeiger", der schreibt: "Während die Einstufung der Spiegelgasse im ‚Kapitalistenspiel' Monopoly noch nachvollziehbar scheint - immerhin wohnte dort der Kapitalistenfeind Lenin - und im Fall der Niederdorfstrasse das ‚Ballermann-Image' auf die Bodenpreise drücken dürfte, wirft die schlechte Platzierung der Werdstrasse mit dem Hauptsitz des ‚Tages-Anzeigers' doch Fragen auf." Der "Tagi" ärgert sich darüber, dass die Falkenstrasse der Konkurrentin NZZ mehr als doppelt so hoch bewertet wird.
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In der DDR verboten Der Legende nach wurde Monopoly 1934 in den USA von einem arbeitslosen Heizungsbauer erfunden. Mit rund 200 Millionen verkauften Exemplaren wird es heute als "beliebtestes Gesellschaftsspiel der Welt" angepriesen. Doch nicht überall war das Übungsspiel für Möchtegern-Kapitalisten willkommen. So berichtet die in der DDR unter dem Kommunismus aufgewachsene, nicht genannt sein wollende Arbeitskollegin des Autors: "In meiner sozialistisch geprägten Kindheit waren solche Geldspiele verboten. Erlaubt waren lediglich unverfängliche Würfelspiele wie 'Mensch ärgere dich nicht'." DDR-Genossinnen und -Genossen sollten primär lernen, brav und bescheiden zu sein und nicht wie man durch Immobilienspekulation reich wird. Doch trotz des Geldspielverbots hat das DDR-Regime das Jahrhundert nicht überlebt. "Es ist vorbei. Gott sei Dank!" meint die betroffene Journalistin heute erleichtert. Unter abenteuerlichen Umständen gelang ihr in den sechziger Jahren die Flucht aus dem Sozialismus über West-Berlin in die Schweiz. Hier war es dann auch, wo sie im Alter von 30 Jahren zum ersten Mal Monopoly spielte, zusammen mit ihren Kindern. "Grossartig, was man mit Geld alles kaufen kann!", kommentiert sie die Segnungen des Kapitalismus mit einer gesunden Portion Ironie. Weihnachts-Wettbewerb "Kaufen" musste man sich den Einstieg in die lokale Immobilienspekulation allerdings nicht unbedingt - es gab noch andere Wege: Aus Anlass ihres einjährigen Jubiläums lancierte die täglichen Webzeitung "ETH Life" rechtzeitig vor Weihnachten einen Wettbewerb. Zu gewinnen gab's die neue Monopoly "Stadt-Ausgabe Zürich" im Wert von 69.90 Franken (gesponsert vom CC-Chef Rolf Probala). Die Verlosung des Spekulationsspiels scheint anzustecken: Neben "ETH Life" verlost auch das Konkurrenz-Magazin "UniPublic" (1) das beliebte Brettspiel. Die ETH Life-Wettbewerbsfrage lautete: Wie viel kostet die Universität Zürich? (Tipp: Im Bild links bzw. in dessen Vergrösserung die grünen Felder betrachten!). Die gesuchte Antwort war: 6'000 Franken. Aus den über 200 Einsendungen wurde Franz Koch als glücklicher Gewinner eines Zürcher Lokal-Monopolys ausgelost. Koch arbeitet an der ETH in der Gruppe Netzwerksicherheit, die zufälligerweise kürzlich ebenfalls in ETH Life porträtiert wurde. (2)
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