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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 30.09.2002 06:00

SATW-Jahreskongress über Mikro- und Nanosysteme an der ETH
Nanowelt verbindet Disziplinen

Der diesjährige Jahreskongress der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) war den Mikro- und Nanosystemen gewidmet. Das Fazit: Es braucht zusätzliche Anstrengungen in der Forschung und eine neue Innovationskultur, damit die Schweiz in der Chemie, Pharmazie und Biotechnologie an der Spitze mithalten kann.

Von Lukas Denzler

Vor rund 200 Jahren erlaubte die Benutzung des Lichtmikroskops den Biologen den Blick in eine neue Welt. Die Erkundung des Mikrokosmos führte zu bahnbrechenden neuen Erkenntnissen. Ähnlich ist es heute mit dem Rastertunnelmikroskop. Das 1981 im IBM Forschungslabor in Rüschlikon von Heinrich Rohrer und Gerd Binnig entwickelte Gerät ermöglichte den Zugang zur Nanowelt. Ein Nanometer ist gerade mal ein Millionstel Millimeter. "Jedes neue Mikroskop hat eine neue Ära eingeleitet", sagt Professor Hans-Joachim Güntherodt, Gründungspräsident der Schweizerischen Gesellschaft für Nanowissenschaften.

Das winzig Kleine fasziniert, und die Erforschung der Nanowelt verspricht neue technische Anwendungen. Deshalb widmete die Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften (SATW) ihren Jahreskongress den Mikro- und Nanosystemen. Im Zentrum der an der ETH Zürich stattgefundenen Tagung standen die Anwendungen in der Chemie, Pharmazie und Biotechnologie.

Neue Innovationskultur ist nötig

Der schrittweise Übergang von Mikro- zu Nanosystemen eröffne neue Horizonte, sagte SATW-Präsident Willi Roos bei der Eröffnung des Kongresses. Es gehe nun darum, die theoretischen Kenntnisse in konkrete Produkte umzusetzen. Wie dies geschehen soll, zeigte das Referat von Eric Fumeaux, Direktor des Bundesamtes für Bildung und Technologie. Zentral seien wissenschaftliche Erkenntnisse und Entdeckungen, sagte Fumeaux. Für die erfolgreiche Umsetzung müsse sich jedoch eine neue Innovationskultur etablieren. Obwohl das Potenzial sehr gross sei, habe die Schweiz in den letzten zehn Jahren ein geringeres Wachstum als vergleichbare Länder erzielt. "Als kleines Land können wir nicht mehr alles machen. Wir müssen Prioritäten setzen, und das sind wir uns nicht gewohnt", folgerte Fumeaux. Es gehe letztlich um die Frage, ob die Schweiz sich an die Spitze setzen könne oder ins Abseits gerate. Um an der Spitze zu bleiben, brauche es eine Stärkung der Schnittstellen zwischen Ausbildung, Forschung und Unternehmen.

Auflösung der Disziplinsgrenzen

Während früher Physik, Chemie und Biologie klar getrennt waren, lösen sich die Grenzen zwischen den Disziplinen heute immer mehr auf. Die Nanotechnik ist eine typische Querschnittsdisziplin. So spielt beispielsweise die Biologie in den Materialwissenschaften eine immer wichtigere Rolle. Es scheint, dass sich im Nanobereich besonders viele Berührungspunkte zwischen den Disziplinen ergeben. Das bestätigen die Vorträge des Kongresses: die meisten Redner arbeiten in interdisziplinären Instituten und Labors. Und auch das im Juli dieses Jahres eröffnete FIRST Lab an der ETH Zürich ist interdisziplinär ausgerichtet. Den Anstoss für die 30 Millionen Franken teure Infrastruktur für Forschungsprojekte im Mikro- und Nanobereich kam von sechs Professoren aus vier Departementen der ETH Zürich (1).


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Die Nanotechnologie, ein Gebiet mit Zukunft gross

Was wird sich wann ändern?

Höhepunkt des ersten Tages bildete das von ETH-Professor Gerd Folkers moderierte Podiumsgespräch (siehe Foto). Die fünf Teilnehmer hatten drei Fragen zu beantworten. What will change and when? Impact on new jobs in CH? Can human beings do better than nature?

Auf die erste Frage antworteten die Podiumsteilnehmer vorsichtig, wobei auf das Beispiel der Informationstechnologien hingewiesen wurde. Vor 20 Jahren hatte niemand den Boom des Internets vorausgesagt. Und auch der Crash der IT-Branche an den Börsen kam überraschend. Gerd Folkers stellte eine für ihn merkwürdige Diskrepanz zwischen den Ansichten der Podiumsteilnehmer und den Experten fest, die in den Medien immer wieder den grossen biotechnischen Wandel ankündigten. Die zweite Frage über die Schaffung neuer Jobs wurde ebenfalls vorsichtig beantwortet. Interessant auch die von einem Podiumsteilnehmer gestellte Frage, ob es angesichts des interdisziplinären Charakters der Nanotechnik auch gelingen werde, eine adäquate interdisziplinäre Ausbildung anzubieten.

Problematische Verständigung

Bei der dritten Frage, ob Menschen es besser als die Natur machen können, überwog die für viele Ingenieure typische Zurückhaltung. In einigen Fällen sei das vielleicht möglich. Viel erreicht sei jedoch schon, wenn wir es gleich gut wie die Natur machten, waren sich die Podiumsteilnehmer weitgehend einig. Ausgehend von diesen Fragen entwickelte sich eine lebhafte Diskussion mit dem Publikum.

Ein seit acht Jahren emeritierter ETH-Professor der Mikrotechnik stellte fest, wie rasch sich nicht nur die Wissenschaft, sondern auch die Terminologie in der Mikro- und Nanotechnik weiter entwickelt habe. Den ganzen Tag sei über die Kluft zwischen der Forschung und der Wirtschaft gesprochen worden. Und nachdenklich stellte er fest, dass die Kluft zwischen den Wissenschaftlern und der Bevölkerung sehr viel grösser und die Verständigung noch viel schwieriger sein müsse. Um in der Nanotechnik an der Spitze bleiben zu können, kommt deshalb eine weitere, nicht weniger wichtige Aufgabe dazu: der Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern.

ETH-Professor Gerd Folkers leitete die lebhafte Podiumsdiskussion gross


Literaturhinweise:
Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften: www.satw.ch
Technologie orientiertes Programm TOP NANO 21: www.ethrat.ch/topnano21

Fussnoten:
(1) ETH Life - Artikel über das FIRST Lab an der ETH Zürich: www.ethlife.ethz



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