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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 03.05.2002 06:00

Letzte Retochen am Expo-Projekt von ETH und Uni Zürich
ADA auf der Zielgeraden

Auf der Arteplage Neuchâtel laufen die Vorbereitungen für "ADA", das Expo-Projekt der Universität und ETH Zürich, auf Hochtouren: Studierende, Doktoranden, Wissenschaftler und Mitarbeitende leisten einen überdurchschnittlichen Einsatz, damit bis zur Eröffnung in knapp zwei Wochen alles fertig ist.

Von Nana Pernod

Der Teamgeist sei "phantastisch": Andreas Bäbler und Cyrill Planta, beide Doktoranden am INI (Institut für Neuroinformatik der Universität und ETH Zürich), die teilweise ihre Dissertation mit ADA verbinden können, sind von ihrer Beteiligung am Expo-Projekt begeistert. Ein "super Team" ermögliche ausserordentliche Arbeit. So könne man als Wissenschaftler kreativ und ergebnisorientiert arbeiten, denn: es mache Spass.

Bei einem Augenschein vor einigen Tagen präsentierte sich Neuchâtel zwar von seiner windigen und nassen Seite. Doch die Lichtstimmungen liessen die im Bau begriffene Arteplage von Neuchâtel dramatisch erscheinen. Mit Spannung geht es denn auch in die letzte Vorbereitungsrunde.

arteplage
Schluss-Spurt bis zur Eröffnung: auf der Neuenburger Arteplage ist auch ADA domiziliert. gross

Auf der Zugsreise von Zürich nach Neuchâtel gab Paul Verschure, Projektleiter ADA vom Institut für Neuroinformatik, nochmals Auskunft über Idee und Motivation sowie über offene Fragen um das Projekt ADA. Schon die Überschrift "ADA - der intelligente Raum" verweist auf den zentralen Begriff der Intelligenz. Dieser sei in der Neurowissenschaft bis heute schwammig, eine klare Definition fehle, so Verschure. Dies wiederum werfe die Frage nach einer Theorie in der Neurowissenschaft auf. Das Modell des Gehirns, wie es ADA darstellt, sei ein Schritt in Richtung der angestrebten Theoriebildung.

Vico: Nur Selbstgebautes ist zu verstehen

Verschure nennt Giambattista Vico (1668-1744) und seinen Satz: "Wir können nur jene Dinge verstehen, die wir selber bauen können" (verum et factum convertuntur), als eines der Vorbilder für den bei ADA gewählten Ansatz. Die Neuroinformatik probiere zu zeigen, dass die Auseinandersetzung mit der Technologie benötigt werde, um das menschliche Gehirn zu verstehen und gleichzeitig, um Fortschritte in der Technologie zu machen.

ada room
'Gebaute Technologie' als Verständnishilfe: Giambattista Vicos Grundsatz ist eines der Fundamente, auf denen ADA ideell basiert. gross

Um zu Einsichten zu kommen, müsse man, wie Vico gemeint hat, Technologie 'bauen'. Der Unterschied und die Schwierigkeit der technologischen Artefakte im Vergleich zum menschlichen Gehirn liege darin, dass Technologie bis anhin nicht eigentlich mit der Umwelt interagieren kann, und dass ihr ein 'Common Sense' fehle, erklärt Paul Verschure. Gerade zum Begriff der Interaktion, so der Neurowissenschaftler, seien mit ADA wichtige Schritte getan.

Arbeiten an der Autonomie

Entscheidend sei der Begriff der "Autonomie": dieser fehle einem Computer. ADA könne man als einen künstlichen Organismus verstehen, mit dessen Hilfe Forschungsarbeit zu Problemen der Neurowissenschaft geleistet werden könne. Für die Forschung an der Künstlichen Intelligenz (Artificial Intelligence, AI), die sich hinter ADA verbirgt, spielt der autonome künstliche Organismus eine wichtige Rolle.


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cocktail interview
Bewegte Plakate: auf grossen Flatscreens erläutern die Köpfe hinter ADA das Projekt. gross

ADA schafft laut Verschure aber auch eine Sensibilisierung für die Problematik der Organisation der Gesellschaft sowie der Interaktionen innerhalb von Gesellschaften.

Gegen den "Computer-Sklaven"

Die zentrale Fragestellung für Verschure war: Wie lernt das menschliche Gehirn? ADA verfolge Ziele - wie ein Mensch auch. Die Fähigkeit ADAs, diese Ziele zu erreichen, bestimmt ihre Emotionen. Emotionen seien das natürliche Ergebnis eines "Lernziel-orientierten Systems", so Verschure. Ein Ziel von ADA ist zum Beispiel die Identifizierung der Menschen, die sich in ADA aufhalten.

Dies verursache Gefühle, die wiederum eine Kommunikation unterstützen würden. Dies zeige, dass Emotionen sehr eng mit dem Verfolgen eines Ziels zusammenhängen. "Bei der Frage nach den Emotionen geht es nicht darum, lächelnde Computer zu bauen, sondern die Frage nach dem Wie zu stellen", sagt Verschure. Sie lautet dem entsprechend: Wie funktioniert das menschliche Gehirn?

Es liege nicht im Interesse des ADA-Projektes, die Sklavenmetapher des Computers zu unterstützen, die auf den tschechischen Autor Karel Capek und seinen Roman R.U.R (Rossum's Universal Robots) zurückzuführen sei. Auf Capeks Roman gehe auch der heute weit verbreitete und benutzte Begriff des Roboters zurück.

Und die Kunst? Diese, so Verschure, sei für die Frage nach der Zukunft wichtig. Denn darauf könne man nur mit künstlerischen Mitteln antworten: deshalb sei etwa das Werk des Schweizer Künstlers H. R. Giger von Bedeutung - es ist auch Teil des Ausstellungsprojektes. Sein Werk verschmelze das biologische Element mit dem technischen. Was dabei entsteht, nennt Giger "Biomechanoide".

Mini-ADAs im Kaufhaus

Neben den Abschlussarbeiten an ADA sei noch einiges an organisatorischen Aufgaben in Angriff zu nehmen, meint Matthias Erzinger, Koordinator des Projektes für die ETH. 1500 Stellenprozente würden die Guides belegen, die die Besucher durch ADA führen würden. Es handle sich mehrheitlich um Studierende, die Schulfranzösisch beherrschen. Wenige seien auch zweisprachig.

Die Präsenzzeiten der Mitarbeitenden während der Expo müssen auf die langen Öffnungszeiten abgestimmt werden, also zwischen 9.30 und 20.00 Uhr an sieben Tagen pro Woche. Als Lockmittel für ADA werben Mini-ADAs, die gesamtschweizerisch in sieben Filialen der Manor-Kaufhäuser aufgestellt werden. In 75 Manor-Filialen würden zudem Prospekte von ADA aufgelegt. Also: ADA ist auf der Zielgeraden, und man darf gespannt sein. Und nicht zu vergessen: das windige Neuchâtel hat ebenfalls seinen Charme und lädt zum Flanieren ein.


Giovanni Battista Vico (1668 - 1744)

Giovanni Battista Vico (1668 - 1744) ist einer der bedeutendsten italienischen Philosophen. Von 1699 bis 1741 war er Professor für Rhetorik in Neapel. Vico setzte sich kritisch mit dem Cartesianismus auseinander und wandte sich gegen eine einseitig mathematisch-naturwissenschaftlich ausgerichtete Philosophie. Wichtige Erkenntnisse lieferte Vico für die Geschichtsphilosophie. Nach seiner Ansicht kann der Mensch nur das erkennen und verstehen, was er selbst hervorgebracht hat ("verum et factum convertuntur"). Geschichte ist so nach Vico der bevorzugte Gegenstand des menschlichen Wissens. Der Mensch, so Vico, könne die Natur im eigentlichen Sinn nicht erkennen, da er sie nicht hervorgebracht habe.




Literaturhinweise:
Website des Expo.02-Projekts von Uni und ETH: www.ada-ausstellung.ch
Weitere ETH-Life-Berichte zu ADA:www.ethlife.ethz.ch/tages/show/www.ethlife.ethz.ch/tages/www.ethlife.ethz.ch/tages/



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