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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 17.05.2002 06:00

AGS Student Community
Klimaprojekt hautnah

ETH-Studierende haben für das CLiPP-Klimaschutzprojekt rund 10'000 Franken gesammelt und verschiedene Modellprojekte evaluiert. Zu diesem Zweck besuchten sie einen Bauern, der aus Schweinekot Biogas und Dünger gewinnt.

Von Richard Brogle

Am AGS-Jahrestreffen im März in Costa Rica verkauften ETH-Studierende für das CLiPP-Klimaschutzprojekt spezielle "Klimatickets", dessen Erlös Klimaschutzprojekten zufliessen soll (1). Es kamen rund 10'000 Franken zusammen. Thomas Camerata, Student der Umweltnaturwissenschaften: "Ich freue mich, dass so viele Teilnehmer die Idee des CLiPP unterstützt haben."

Bereits in Costa Rica überlegten sich die Studierenden, welche Projekte sie fördern wollen. Sie hörten von einem Pilotprojekt der lokalen Umweltschutzorganisation ADRESSARU (Asociación para el Desarrollo Sostenible de San José Rural), die in Zusammenarbeit mit der Regierung Bauernbetriebe finanziell unterstützt, die Biogas herstellen.

clipp gruppe
Die ETH-Studierenden und Walter Ernst (Vierter von rechts) informieren sich bei einem Bauern in Costa Rica über ein Biogas-Projekt. gross

Eigeninitiative

Walter Ernst, ein AGS-Tagungsteilnehmer, schlug den Studierenden vor, das Projekt vor Ort zu begutachten, und finanziert den Ausflug aus eigener Tasche. Wie kommt Ernst dazu, sich für das CLiPP-Projekt zu engagieren? Blick zurück: Ernst war rund zehn Jahre lang als beratender Ingenieur im Wasser- und Kraftwerksbau tätig und sehr viel geschäftlich unterwegs - häufig mit dem Flugzeug. Später wurde er an der Fachhochschule Burgdorf Dozent des NDS Energietechnik und begann sich intensiv mit der Energieproblematik zu beschäftigen. Ernst erstellte zu Lehrzwecken einen "Energierechner", mit dem die Studentinnen und Studenten ihren persönlichen Energieverbrauch berechnen konnten.

Der Schock

In einer ruhigen Minute gab auch er seine Daten in den "Energiekalkulator" ein und war schockiert. Ernst: "Der überwiegende Energieverbrauch meines ganzen Lebens entfiel auf die Flugreisen." Er beschloss, die Sache genauer zu untersuchen, und schrieb verschiedene Studentenarbeiten aus, in denen sie Energieverbrauch und Treibhauseffekt des Flugverkehrs und mögliche Lösungsansätze untersuchen konnten. Diese Arbeiten lieferten dann unter anderem die Grundlagen, um eine CLiPP-Abgabe von rund zehn Franken pro Flugstunde festzulegen. (2). Ernst berechnete, dass er für seine bisherigen Flüge rund 20'000 Franken einzahlen müsste und beschloss, mit dieser Summe das CLiPP-Projekt zu unterstützen. Aus diesem persönlichen "CLiPP-Konto" bezahlte er in Costa Rica auch den Ausflug der ETH-Studierenden.

Biogas aus Schweinekot

Zurück zum Ausflug in Costa Rica: Ernst organisierte einen Kleinbus, der die ETH-Studierenden zu zwei Kleinbauern brachte. Beide halten einige Dutzend Schweine.


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Bis anhin verschmutzte der Schweinekot den Bach, neu wird er gesammelt und daraus Bio-Gas gewonnen. gross

Hernán Ramírez Alfaro, ehrenamtliches Mitglied der ADRESSARU erklärte den Studierenden, dass die Bauern früher den Schweinekot einfach in den nahegelegenen Bach geleitet haben, weil ein Abwassersystem fehlt. Ziel des Modellprojektes ist es, einerseits die Gewässerverschmutzung zu verringern und andererseits den Energieverbrauch zu reduzieren.

Mit den Biogasanlagen konnte sie beide Ziele erreichen. Der eine Bauer zeigte den Studierenden, wie er mit einfachen Mitteln den Kot in einer Grube sammelt. Über diese ist eine schwarze Plastikplane gespannt, die die entstehenden Bio-Gase auffängt. Über eine Plastikleitung wird das Gas in die Küche geleitet, wo es zum Kochen verbraucht wird. "Mit der Anlage bin ich sehr zufrieden", meinte der Bauer auf die Frage einer Studentin, "ich muss jetzt praktisch kein Gas mehr kaufen." Von Zeit zu Zeit leert der Bauer die Mulde und verwendet den Inhalt als Dünger für seine Gemüsefelder.

Zuerst Skepsis bei den Bauern

Auch Ramírez zieht eine positive Bilanz und erzählt den Studierenden, dass der Anfang nicht ganz einfach war: "Es brauchte recht viel Überzeugungsarbeit, bis die Bäuerinnen und Bauern bereit waren mitzumachen. Sie hatten entweder Angst, der Gasvorrat könnte explodieren oder das Essen könnte stinken, da es mit Biogas aus Schweinekot gekocht wurde."

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Der costaricanische Bauer demonstriert, dass das Biogas aus Schweinekot nicht stinkt. gross

Anfänglich wollten die Bäuerinnen und Bauern kein Geld in das Projekt investieren. Die ersten Pilotanlagen wurden den Bauern daher geschenkt. Sie mussten lediglich beim Bau der Anlage helfen. Heute hingegen sind die Ängste überwunden, viele Bauern interessieren sich für das Projekt und sind bereit, einen Teil der Anlagekosten zu übernehmen. Diskutiert wird auch eine Vorfinanzierung durch die ADRESSARU. Die Bauern müssten dann jeden Monat etwa den Betrag zurückbezahlen, den sie bei den Kochkosten durch Gratis-Gas einsparen. Dazu meint Walter Ernst: "Der Vorteil dieses sogenannten 'Revolving Fund'-Systems liegt darin, dass die Bauern nicht mehr Geld als früher ausgeben müssen und die Raten in die Finanzierung weiterer Anlagen fliessen können. So geht das Projekt aus eigenen Mitteln weiter." Die ETH-Studierenden untersuchen zur Zeit, wie und mit welchem Beitrag sie das Biogas-Projekt unterstützen können.


Fussnoten:
(1) Der ETH-Life Bericht "Flugtickets fürs gute Gewissen" www.ethlife.ethz.ch/tages/show/CLiPPTicketsAGS.html
(2) CLiPP-Homepage: www.clipp.ch



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