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Rubrik: Tagesberichte |
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Buchvernissage "Zürich baut" Mit Vertrauen Städte bauen |
Das Buch „Zürich baut“ gibt einen Einblick in die Planungsprozesse, die zum heutigen Stadtbild geführt haben. Trotz den städtebaulichen Erfolgen der vergangenen Jahre, fehlt den Zürchern offenbar noch die nötige Risikofreude für die „grands projects“, finden die Verfasser des Buchs. Samuel Schlaefli Ein Randstein, der ein paar Zentimeter zu hoch ist, öffentliche Toiletten, die nicht recht funktionieren oder ein schiefes „Bootshüüsli“, welches den Unmut von flanierenden Passanten erregt - dies seien die Themen Zürichs, die in den Medien ans Licht der Öffentlichkeit fänden, sagte die Zürcher Stadträtin Kathrin Martelli, Vorsteherin des Hochbaudepartements, zu Beginn ihres Referats, mit sie die Vernissage zum Buch "Zürich baut" eröffnete. Die langfristigen Prozesse der Stadtplanung und die schleichenden Veränderungen hingegen fänden nur selten Gehör. „Eigentlich schade“, so Martelli, „denn Städteplanung betrifft uns alle“. Die richtige Balance finden Das Buch „Zürich baut“ gibt nun auch Laien einen Einblick in Zürichs Stadtplanung der vergangenen Jahre. Anhand von Planungsbeispielen, Interviews mit Involvierten und fotographischen Stadtansichten wird darin aufgezeigt, wie das Amt für Städtebau an der Zukunft Zürichs arbeitet. Dabei steht vor allem der konzeptionelle Städtebau im Vordergrund. Ein Begriff, der für kooperative Verfahren steht, bei welchen die verschiedenen Interessen von Politik, Verwaltung, Investoren, Grundeigentümerinnen und Architekten partnerschaftlich ausbalanciert werden. Dieser Ansatz, für den Zürich laut Martelli eine Vorreiterrolle zukommt, wird im Buch in sieben Thesen mit Beispielen aus dem Grossraum Zürich verdeutlicht.
Martelli erklärte an der Buchvernissage die Grundpfeiler des konzeptionellen Städtebaus: Um die unterschiedlichen Interessen der an der Stadtplanung beteiligten Parteien für erfolgreiche Projekte unter einen Hut zu bringen, müssten drei Tugenden gelebt werden: Vertrauen, Verbindlichkeit, Verlässlichkeit. Unter Vertrauen schaffen versteht die Stadträtin die Offenlegung der unterschiedlichen Interessen, wobei diese grundsätzlich als legitim zu akzeptieren seien. Weiter müssten die beteiligten Verbindlichkeit herstellen, indem mit verbindlichen Formulierungen Missverständnisse aus dem Weg geräumt werden. Bilder seien dazu neben dem Wort unabdingbar.
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Und schliesslich müssten die Involvierten Verlässlichkeit leben, um das geschaffene Vertrauen längerfristig zu festigen. Gerade in diesem Punkt verwies Martelli auf die unberechenbaren Launen der Politik, deren Interessen gelegentlich der Verlässlichkeit entgegenwirken können. Mehr Risikofreude für „grands projects“ Die neue Planungskultur schlage sich im Stadtbild Zürich ganz offensichtlich nieder, bemerkten die Verfasser des Buchs, die Architektin Iris Reuther und der Städtebauhistoriker Angelus Eisinger, in ihrem Vortrag. Das Gesamtbild Zürichs sei in den vergangenen Jahren spannender und facettenreicher geworden. Trotzdem habe die Stadt noch immer Mühe, wenn es um die „grands projects“ gehe. Etwas mehr Risikofreude und ein Bewusstsein dafür, dass eine Stadt in ihrer Entwicklung nie vollständig kontrollierbar sein wird, wären laut Eisinger wünschenswert. Die Stadt Zürich als Herausgeberin ist im Buch vertreten durch Franz Eberhard, Direktor des Amtes für Städtebau, und Regula Lüscher, ehemalige Stellvertreterin Eberhards und derzeit Senatsbaudirektorin in Berlin. Eberhard hofft, mit dem Buch zur Inspiration der Zürcherinnen beizutragen, um „gemeinsam an diesem Haus weiterzubauen“, sagte er. Martin Heller, Kulturunternehmer und ehemaliger Expo-Leiter, gab zum Schluss der Vernissage zu bedenken, dass sich Zürich mittlerweile auch als Stadt im internationalen Wettbewerb bewege, wobei Urbanität als Lebensgefühl immer wichtiger werde. Er hat mit mehreren im Buch veröffentlichten Interviews und Diskussionen zum Gelingen des Projekts beigetragen. Das Interesse für das Thema übertraf die kühnsten Erwartungen, füllte sich doch das Auditorium Maximum beinahe vollständig. Angeblich scheint sich die Öffentlichkeit doch nicht nur für Trottoirs, öffentliche Klos und „Bootshüüsli“ zu interessieren. |
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