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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 17.02.2003 06:00

Neue Institution im Bereich „Bioengineering“: nur mit erhöhtem Budget
Ein ETH-Departement in Basel?

Die ETH Zürich ist bereit, im Raum Basel ein neues Departement im Bereich „Bioengineering“ zu gründen. Damit unterstützt sie eine Projektidee, die in Basel schon länger verfolgt wurde. Die ETH setzt aber eine klare Bedingung: sie verlangt, dass zwischen 2004 und 2007 ihr Budget um total 200 Millionen Franken aufgestockt wird. ETH Life fragte nach, in Zürich und Basel.

Von Norbert Staub

In einem Interview, das er der „Basler Zeitung“ am vergangenen Freitag gab, schenkte Ulrich Suter, der ETH-Vizepräsident Forschung, klaren Wein ein: die Schulleitung begrüsst den Plan, im Raum Basel eine neue, ETH-eigene Institution für den Bereich „Bioengineering“ oder „Biomedical Engineering“ ins Leben zu rufen. Dies aber nur unter der Bedingung, dass zusätzliche Bundesgelder zur Verfügung stehen. Das Projekt sei „für die ETH Zürich nur machbar, wenn wir in den Jahren 2004 bis 2007 vom ETH-Rat beziehungsweise vom Bund einen jährlichen Budgetzuwachs von sechs Prozent erhalten“, hielt Ulrich Suter gegenüber der „BaZ“ fest. Das sind insgesamt 200 Millionen Franken. Zudem müsste es eine Garantie für die Zeit danach geben. „Wenn diese nicht verbindlich festgelegt wird, können wir das Risiko nicht eingehen“, so Suter in der „Basler Zeitung“. Die ETH müsse jetzt schon wegen zu knapper Mittel dreizehn Professuren abbauen.

Koordinieren statt Budget erhöhen?

Geht es nach dem Willen der Schulleitung, soll in Basel nicht nur ein Institut, sondern das 17. Departement der ETH entstehen, das neben Forschung auch Lehre am Schnittpunkt von Technik und Biologie auf Mikro- und Nano-Ebene ermöglicht. Ausgegangen wird von 100 Millionen Franken Grundfinanzierung und rund 40 Millionen jährlichen Betriebskosten; das entspricht zwanzig Professuren.

Für ETH-Ratspräsident Francis Waldvogel - er ist Mitgleid der Steuergruppe, die am 20. Dezember letzten Jahres den Startschuss für das Projekt gegeben hat - sind die geforderten sechs Prozent Budgetzuwachs für die ETH Zürich „angesichts der finanziellen Situation des Bundes derzeit nicht denkbar“. Dennoch zusammenkommen könnten die nötigen Mittel laut Waldvogel durch ein Koordinationsprojekt, das die Kompetenzen von Uni Basel und ETH Zürich bündeln soll.

Link zur Medizin

Basel böte mit seinem Biozentrum und der Pharmaindustrie Kooperationsmöglichkeiten, von denen die ETH und die ganze Schweiz profitieren könnten, meinte ETH-Vizepräsident Suter. Gegenüber ETH Life präzisierte er, dass wahrscheinlich auch die mit der ETH bereits vielfältig kooperierende Uni Zürich mit ins Boot geholt werden sollte. In welcher Form und welchem Umfang die Basler Pharmaindustrie sich beteiligen werde, sei noch offen. Jedenfalls sei die Beteiligung der Pharmaindustrie „notwendig“, so Ulrich Suter gegenüber ETH Life.


Willkommenes Engagement des Bundes
Seit längerem sind Bestrebungen im Gang, den Hochschul-Platz Basel mit einem neuen Engagement des Bundes zu stärken. Am 20. Dezember 2002 haben Vertreter des Bundes und des Kantons Basel-Stadt sowie der ETH und der Universität Basel einen "Kick-off" zu einem konkreten Projekt lanciert: Idee ist, dass der Bund in Basel eine neue Institution im Bereich Life Sciences schafft. Profitieren soll einerseits die ETH vom starken Bio- und Pharmastandort Basel. Auf der andern Seite erhofft sich die Region durch Bundesgelder eine finanzielle Entlastung in ihrer Forschungspolitik. Neu liegt nun der Plan einer finanziell ausschliesslich von der ETH getragenen Institution vor, und zwar eines neuen Departements im Bereich „Bioengineering“. Die Gründung des neuen Departments könnte nach gegenwärtigem Stand der Dinge 2008 erfolgen.



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Die ETH muss sparen; das ambitionierte Projekt "Basel" erfordert deshalb eine spürbare Aufstockung des Budgets, sagt Ulrich Suter, ETH-Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen. (Bild: R. Klingler)

Die Ausrichtung „Bioengineering“ oder „Biomedical Engineering“ stehe für den Willen, die „bisher weitgehend separat entwickelten Gebiete Biologie, Nanotechnologie und Informatik zu vernetzen“, erklärt auf Anfrage Gian-Reto Plattner, Vizerektor der Universität Basel und derzeit Ständeratspräsident. Für ihn zentral ist zudem die Vernetzung mit der klinischen Forschung. Als „Vision der Zukunft“ bezeichnet der Mediziner Francis Waldvogel den angepeilten Fokus. Dieser stehe im übrigen nicht in Konkurrenz zu den „klassischen“ Life Sciences, die den Forschungsplatz Zürich auszeichnen.

Kein Geld aus Basel

Klar scheint, dass die Uni Basel sich finanziell nicht engagieren wird. „Die Uni Basel ist längst tief in den roten Zahlen, also kann sie sich ohne zusätzliche Mittel nicht finanziell beteiligen“, stellt Gian-Reto Plattner gegenüber ETH Life klar. Die Basler Uni wolle sich dennoch intellektuell „mit Macht und Nachdruck“ einbringen, betont der Basler Vizerektor. Das geplante Departement trage dazu bei, den Forschungsstandort Nordwestschweiz besser in die nationale Szene einzubinden und sei darum „von nationaler Statur“.

Er hoffe nicht, dass eine apodiktisch geführte Finanzdiskussion darauf hinausläuft, das Projekt insgesamt in Frage zu stellen“, sagt Joakim Rüegger, Leiter des Ressorts Hochschulen im Basel-Städtischen Erziehungsdepartement. Auch er verweist auf die Synergieeffekte, die eine ETH-Institution im Bereich Life Sciences im Raum Basel haben könnte. Uni und Uniklinik würden sich auf den neuen Nachbarn ausrichten, „mit strategischen Entscheidungen, die auch finanzielle Folgen haben“. Doch man spreche jetzt von einer reinen ETH-Institution, und diese müsse auch aus Bundesmitteln finanziert sein, hält Rüegger fest.

Träumen erlaubt

Basels Ständerat Gian-Reto Plattner hat Verständnis für den eher zurückhaltenden Optimismus der ETH-Leitung. Sie müsse ihre Verantwortung „bodennah wahrnehmen. Allerdings: das Träumen darf sie darüber doch nicht vergessen, denn nur so kann auch in schwierigen Zeiten Neues entstehen“, so Plattner. Es gehe jetzt darum, „eine Vision zu entwickeln, die so attraktiv ist, dass am Ende alle sie verwirklichen wollen“. Basel, selber Spitzenklasse in den Life Sciences, würde sich jedenfalls gern mit einem auswärtigen Top-Player verstärken, betont Plattner.

Hohe Erwartungen also. Solche hegt auch ETH-Vizepräsident Ulrich Suter: die künftige Basler ETH-Filiale müsse „einsame Spitze“, ja „etwas Grandioses“ werden. Anders liesse sich der hohe Einsatz von Steuergeldern gar nicht rechtfertigen. - Wie geht es nun weiter? Der (finanzpolitische) Ball liegt bei den Bundesbehörden; aber auch die direkt Beteiligten sind gefordert: „Das Projekt muss jetzt inhaltlich besser profiliert werden“, erwartet ETH-Ratspräsident Francis Waldvogel.


Literaturhinweise:
Medienmitteilung des Kantons Basel-Stadt zum Projekt einer Life-Science-Institution des Bundes in Basel: http://www.unibas.ch/rr-bs/medmit/ed/2002/12/ed-20021220-001.html



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