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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 13.10.2004 06:00

Erstmals koordiniert eine ETH-Forschungsgruppe ein EU-Projekt
Von der Zelle zur Fabrik

Zum ersten Mal koordiniert eine ETH-Forschungsgruppe ein von der Europäischen Union finanziertes Projekt. Zusammen mit Forschern der Universitäten in Stuttgart und Kopenhagen und dem CSIC in Madrid planen die Forscher vom Institut für Verfahrenstechnik das Projekt "EUROBIOSYN". Ziel des Projektes ist es, eine modulare Plattform für die Biosynthese komplexer Moleküle zu erstellen, erklären Projekt-Koordinator Professor Sven Panke und -leiter Dr. Matthias Heinemann.

Von Regina Schwendener

Die Teilnahme an den Forschungsrahmenprogrammen der EU steht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Schweiz seit 1992 offen. Seit dem 1. Januar 2004 haben sie neu auch die Möglichkeit, Projekte zu koordinieren, denn die Schweiz ist nun voll an das FP6, das sechste Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung der Europäischen Union (2002-2006) assoziiert. Eine Möglichkeit sind dabei die "Pathfinder"-Projekte, mit denen sich die EU den Forschungsthemen von morgen zuwendet.

Einen Pfad aufspüren

"Man sucht sich zusammen mit den europäischen Kollegen einen 'Pfad' durch die im Nebel zukünftiger Möglichkeiten nur schemenhaft erkennbaren neuen Wissenschaften und Technologien", philosophiert der Verfahrenstechniker, Professor Sven Panke. Und jetzt könnten auch Schweizer Forschende am Programm voll partizipieren. Die dafür erforderlichen finanziellen Mittel kommen direkt aus Brüssel, nicht mehr wie bisher für die Schweizer Kollegen aus Bern. Und Schweizer Gruppen können eben nun auch die Koordination von Forschungsprojekten übernehmen.


Euresearch Zürich

Forschende die an einem EU-Projekt teilnehmen oder teilnehmen möchten, können sich an Euresearch Zürich wenden. Diese gemeinsam von Universität Zürich und ETH Zürich getragene Stelle unterstützt Forschende bei der Vorbereitung, Eingabe und beim Management von EU-Projekten. Das fünfköpfige Team von Euresearch hat langjährige Erfahrung im Bereich der EU-Forschungsförderung. Auch die Gruppe von Professor Panke steht seit der Projektvorbereitung in engem Kontakt mit Euresearch Zürich (2).

Dank der seit dem 1. Januar 2004 wirksamen Assoziierung der Schweiz an das 6. Forschungsrahmenprogramm können Schweizer Partner als Projektkoordinatoren oder -koordinatorinnen auftreten. Das Bundesamt für Bildung und Wissenschaft (BBW) leistet einen Pauschalbeitrag an die erheblichen Vorbereitungskosten von Schweizer Forschenden, welche bereit sind, diese Verantwortung zu übernehmen.

Übrigens veranstaltet Euresearch Zürich für Doktorierende und Postdocs am 20. Oktober, 16.15 Uhr, im ETH Zentrum eine Information (3) über die Marie-Curie-Aktionen innerhalb des 6. EU-Rahmenprogramms, die sich unter anderem für den Aufbau von Netzwerken und/oder Gastaufenthalte von PhDs oder PostDocs eignen.




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Matthias Heinemann, Sven Panke, Anne Kümmel und Michael Schümperli (v.l.) bilden das Team von "Eurobiosyn". gross

Das erste von einer ETH-Forschergruppe koordinierte EU-Projekt nennt sich "EUROBIOSYN", gehört in den Pathfinder "Synthetic Biology" und ist rund um Professor Panke und Dr. Matthias Heinemann vom Bioprozesslabor des Instituts für Verfahrenstechnik der ETH Zürich (1) angesiedelt. Zur ETH-Forschungsgruppe im Rahmen des EU-Projektes gehören zudem die Doktoranden Anne Kümmel und Michael Schümperli.

Kombination von Ansätzen

Das Bioprozesslabor am Institut für Verfahrenstechnik beschäftigt sich mit der Entwicklung von integrierten Bio-Prozessen. Integriert steht dabei zum einen für die Kombination von verschiedenen Verfahrensoptionen, zum anderen für die Integration verschiedener Disziplinen, zum Beispiel Verfahrenstechnik, Molekularbiologie und Systembiologie - so auch in der synthetischen Biologie. Matthias Heinemann veranschaulicht das an einem einfachen Beispiel: "Nehmen wir einmal an, das Auto wäre eine biologische Zelle. Ein Systembiologe würde dann dieses 'natürliche' Objekt Auto untersuchen und analysieren und dabei entdecken, dass es in dem Auto einen Motor gibt, welcher über ein Getriebe die Räder bewegt. Ein synthetischer Biologe würde nun die Teile mit Molekularbiologie optimieren, standardisieren, mit Kennlinien versehen und dann zu etwas Neuem zusammenbauen, zum Beispiel zu einer Mondrakete. Es geht also darum, biologisches Wissen wirklich verfügbar und einsetzbar zu machen, um neue Anwendungen zu erschliessen. Und genau hier liegt die Stärke von Ingenieurswissenschaften."

Das Arrangement

Jeder der Partner des Eurobiosyn-Projektes arbeitet nun an einem Teil des Forschungsprojektes. Die Teile werden dann schliesslich in Zürich zu einer zellbasierten "chemischen Fabrik" zusammengebaut. Matthias Heinemann: "Diese Fabrik soll in der Lage sein, aus einfachsten Ausgangsstoffen (Traubenzucker) und auf potentiell grossem Massstab pharmazeutisch wirksame Zuckerstrukturen herzustellen, deren klassisch-chemische Synthese wirtschaftlich wäre. Die Madrilenen helfen uns, das zelluläre Proteom - die Ausstattung unserer Fabrik - so anzupassen, dass wirklich nur unsere Zielmolküle gemacht werden. Die Stuttgarter kümmern sich darum, mit dynamischen Molekülmodellen die Enzyme - die Teile der Fabrik - in ihrem Verhalten aufeinander abzustimmen. Die Kopenhagener helfen uns bei der mathematischen Analyse. Von uns stammt die Idee, und wir bauen die Fabrik dann zusammen." Das bedeute, den ersten Teil, das erste Modul. "In Zukunft wollen wir diesen strikt rationalen Ansatz Stück für Stück, Modul für Modul erweitern", blicken Panke und Heinemann in die Zukunft.


Literaturhinweise:
Weitere Informationen unter www.euresearch.ethz.ch/news/index

Fussnoten:
(1) Bioprozesslabor des Instituts für Verfahrenstechnik: www.ipe.ethz.ch/laboratories/bpl/
(2) Euresearch Zürich: www.euresearch.ethz.ch
(3) Programm und Anmeldeformular zur Infoveranstaltung: www.euresearch.ethz.ch/veranstaltungen



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