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Rubrik: Tagesberichte |
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Raumwissenschaften Das Ende des (Lebens-)Raums? |
Ein NZZ-Artikel von gestern hat es an den Tag gebracht: Die Raumwissenschaften stecken in einer Krise. Während der Bedarf an regionalwissenschaftlichem, raumplanerischem Wissen ständig steigt, können die Hochschulen nicht mit einem entsprechenden Angebot reagieren. Ein Beitrag eines Mitarbeiters des Instituts für Orts,- Regional- und Landesplanung der ETH Zürich. Von Christian Kruse Es ist unbestritten: Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Raum, in dem wir leben, in dem wir unsere Arbeitsorte aufsuchen, die wir zur Erholung nutzen und gleichzeitig mit Strassen und Infrastrukturen zupflastern, um uns noch mobiler und schneller von einen Ort zum anderen zu bewegen, steht vor einigen Problemen. Die NZZ hat dies in ihrer gestrigen Ausgabe vom 27. Februar aufgegriffen. Sie äussert sich besorgt über Abbau-Tendenzen an den Hochschulen in den Bereichen der Raumwissenschaften sowie zukünftige Besetzung von Professuren und zur Qualität der Ausbildung innerhalb der damit verbundenen Disziplinen. Das Institut für Orts-, Regional- und Landesplanung (ORL) der ETH Zürich ist von diesen strukturellen Problemen betroffen. Innerhalb der ETH besitzt das Institut die Aufgabe einer Querschnittswissenschaft. Es erfüllt eine Brückenfunktion zwischen Ingenieur-, Umweltnaturwissenschaften, der Geographie und der Architektur, der Stadtplanung sowie den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Die Interdisziplinarität ist Chance und Problem zugleich. Wenn es überhaupt möglich ist, eine kurze Analyse der Situation zu präsentieren, so konzentriert sich diese vereinfacht auf wohl drei Punkte. Gesuchtes raumwissenschaftliches Know-how Der Bedarf an raumwissenschaftlichen Know-how steigt konstant. Institutionen aus Wirtschaft und Politik wenden sich vermehrt an die Hochschulen. Restrukturierungsmassnahmen im Zuge von New Public Management sowie mangelnde personelle und materielle Ressourcen von politischen Institutionen haben die eigenständige und innovative Weiterentwicklung gerade von raumplanerischen Aufgaben erschwert. Diese Institutionen benötigen einen innovativen Denkraum, der in den Hochschulen gesucht wird. Das Vertrauen in die Problemlösungsfähigkeit der Hochschulen ist gross. Das ORL-Institut ist mit verschiedenen Projekten eng mit Bund, Kantonen und Gemeinden sowie auch privaten Institutionen verbunden. Die spezielle Rolle von transdisziplinären Instituten ist die wissenschaftsgestützte Erarbeitung von Gestaltungswissen für diese Nachfrager. Diese heikle Brückenfunktion braucht eine hochschulpolitische Abstützung. Qualität der Lehre gewährleisten Die Qualität der wissenschaftlichen Leistung und des Wissenstransfers ist abhängig von einer national und international breit abgestützten Lehre. Dies ist allerdings nur möglich, wenn die Qualität der Aus- und Weiterbildung gewährleistet werden kann. Ansonsten stirbt die Disziplin von innen heraus. Dazu fehlen jedoch dringend Professuren mit beispielsweise planungstheoretischen Hintergrund.
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In solchen und ähnlichen Bereichen läuft der internationale Standard den Raumwissenschaften auch an der ETH Zürich davon. Davon betroffen ist auch ein leistungsstarker Mittelbau, der durch konsequente Nachwuchsarbeit die notwendige Basis bieten müsste. Hier muss strukturell sicherlich einiges geschehen. Raum für Utopien schaffen Die Erforschung der komplexen Raumentwicklung braucht Innovationen und Utopien. Die Stärke von universitären Instituten liegt in der Möglichkeit, losgelöst vom tagesaktuellen Marktdruck eine langfristig orientierte Grundlagenforschung zu leisten. Diese umfasst sowohl das Aufgreifen innovativer Forschungsfelder sowie die Erarbeitung entsprechender methodischer Grundlagen. Die Raumwissenschaften brauchen den Zugang zu solchen Forschungsarbeiten, die mit den entsprechenden Ressourcen auch ermöglicht werden.
Weitere Informationen unter: http://www.orl.arch.ethz.ch http://www.nzz.ch |
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