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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 08.10.2002 06:00

Simulationsspiel soll Kaufgewohnheiten verändern
Spielend zu mehr Umweltbewusstsein

Mit einem Spiel das Einkaufsverhalten umweltschonender machen? - Dass dies funktionieren kann, zeigt SimUlme, ein an der ETH entwickeltes, erfolgreich getestetes und preisgekröntes Internet-Simulationsspiel.

Von Regina Ryser

Idee, Gestaltung sowie Internet-Realisierung von SimUlme stammen von Olaf Tietje, Mathematiker und Agrar-Ökologe an der ETH-Professur für Umweltnatur- und Umweltsozialwissenschaften, vom Psychologen Ralf Hansmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der selben Professur und von dem Informatikstudenten Jo Monsen. Die Entwicklung dieses Spiels erfolgte im Rahmen des Forschungsprojekts Lebensstile, Konsummuster und ökologische Folgen (1) des Schweizer Nationalfonds.

SimUlme, ein Simulationsspiel das ein umweltschonendes Einkaufsverhalten fördern soll. gross

Bei SimUlme werden insgesamt sechs Mal Lebensmittel, genauer: Gemüse und Fleisch, eingekauft. Zuerst im Jahre 2000, dann fünf Jahre später, fünf Jahre später nochmals, und so weiter - bis zum Jahre 2025. Was man an diesen Stichdaten einkauft, wird als durchschnittliches Einkaufsverhalten für die Dauer von fünf Jahren interpretiert. Das Spiel beginnt mit der Bestimmung, wie viel Prozent der Schweizer Konsumenten und Konsumentinnen ein ähnliches Einkaufsverhalten an den Tag legen wie der oder die Spielende selbst; damit wird definiert, wie repräsentativ - und damit wie folgenreich - das eigene Kaufverhalten sein kann.

Einkaufstour ins Jahr 2030

Jeden Einkauf begleiten dieselben fünf Fragen über Gemüse und Fleisch. Gefragt wird, welchen Prozentsatz das Gemüse gegenüber dem gekauften Fleisch ausmacht. Und: Wie viel Prozent des Gemüses und des Fleisches aus der Region, aus Europa oder aus Übersee stammt, sowie wieviel Prozent des Gemüses aus biologischem Anbau, aus Freilandproduktion oder aus dem Gewächshaus stammt.

Vor Beginn des ersten Einkaufs mit SimUlme im Jahr 2000 wird ein Überblick über die aktuelle ökologisch-ökonomische Situation in der Schweiz gezeigt; zum Beispiel die Arbeitslosenquote, die Anzahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft oder das durchschnittliche Einkommen landwirtschaftlicher Betriebe, dann aber auch die Bodenbelastung der landwirtschaftlich genutzten Fläche und die globale Umweltbelastung. Dies bildet im Anschluss an jeden Einkauf die Basis für ein Zukunftsszenario, das die Folgen des Kaufverhaltens darstellt. Gezeigt wird, wie sich die Schweiz dank dieses Einkaufsverhaltens ökonomisch und ökologisch entwickelt hat.


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Die Entwickler des Simulationsspiels: Dr. Ralf Hansmann (links) und Dr. Olaf Tietje. gross

Zu jeder Veränderung gibt es eine Erklärung. Wenn man zum Beispiel einen hohen Prozentsatz von regionalen Produkten angeklickt hat, erfährt man anschliessend, dass diese die jährliche Kaufkraftsteigerung in der Schweiz positiv beeinflusst.

Erfolgreich erprobt...

Breiter erprobt wurde SimUlme zuerst mit 215 Schülern aus der Kantonsschule Sargans. Bei sechs Schulklassen kam SimUlme beim Thema Umweltfolgen von Lebensmitteln zum Einsatz, sechs weitere Klassen arbeiteten ohne SimUlme. Es zeigte sich, so der Psychologe Ralf Hansmann, dass der Unterricht mit dem Simulationsspiel die Umwelteinstellung positiv verändern konnte, dass die Schüler entsprechendes Umweltwissen erwarben und dass sie den Unterricht mit SimUlme interessanter fanden.

Eine zweite experimentelle Studie zu SimUlme wurde im Oktober 2001 im ETH-Hauptgebäude durchgeführt. Etwas über 200 Passanten nahmen daran teil. 100 von ihnen spielten SimUlme und besuchten danach die Lebensmittelabteilung des Coop-Online-Shops. Die andere Hälfte der Testpersonen kaufte direkt online ein. Ergebnis: Die SimUlme-Spieler kauften mehr Bioprodukte und weniger exotische Früchte ein. Das Experiment zeige, dass SimUlme-Spieler die Einkaufsgewohnheiten zumindest kurzfristig verändern und umweltbewusster einkaufen, stellt Ralf Hansmann fest.

... und preisgekrönt

"Ziel dieses Simulationsspieles ist es, ein Instrument der Umweltbildung zu sein", so der Psychologe. Konkret sei damit beabsichtigt, ökonomisch-ökologisches Systemwissen zu vermitteln, ökologische Einstellungen zu fördern und im Zusammenspiel dieser beiden Aspekte letztlich positive ökologische Verhaltensweisen zu fördern.

SimUlme überzeugt auch die Teilnehmenden der Jahreskonferenz der "International Simulation and Gaming Association/Society for the Advancement of Gaming and Simulation in Education and Training" in Edinburgh. Dort wurde Ralf Hansmann für seinen Artikel über die experimentellen Studien mit SimUlme Ende August der "Outstanding Paper Award" verliehen.


Literaturhinweise:
Forschungsprojekt Lebensstile, Konsummuster und Ökologische Folgen: www.uns.umnw.ethz.ch/%7Ejungblu/nj-pdescription.html

Fussnoten:
(1) Simulationsspiel SIMULME: andros.ethz.ch/ks/simulme.asp



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