ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
English Version English Version
Print-Version Drucken
Publiziert: 04.05.2005 06:00

Tagesanzeiger-Podium in den Welten des Wissens
Die Grenzen überwinden

Menschenähnliche Maschinen besitzen immer raffiniertere Fähigkeiten. Werden Roboter schon bald zu ernsthaften Konkurrenten der Menschen? Wohl kaum, meinten die Experten auf dem Tagesanzeiger-Podium am letzten Montag.

Von Felix Würsten

Wer in diesen Wochen die Weltausstellung im japanischen Aichi besucht, der wird dort einige bemerkenswerte Kreaturen kennen lernen. Bereits beim Empfang werden die Besucher von einer netten Roboterdame begrüsst, die vier Sprachen beherrscht; und in der Ausstellung selbst sind den Menschen nachempfundene Geräte zu sehen, die auf Instrumenten Musik spielen können. Wird die Vision – oder, je nach Sichtweise, der Albtraum –, dass menschenähnliche Roboter unter uns leben, schon bald Realität? Oder handelt es sich bei solchen Robotern bloss um ausgefallene Spielzeuge?

Positive Grundeinstellung

Diese Fragen standen im Zentrum des Podiumsgesprächs, das der Tagesanzeiger am letzten Montag in den "Welten des Wissens" organisierte. Die provokative Ausgangsfrage "Ist der Homo sapiens ein Auslaufmodell?" vermochte ein breites Publikum anzusprechen. Obwohl auf der Bühne ein illustrer Expertenkreis sass, wollte allerdings keine kontroverse Diskussion aufkommen. Das lag zum einen sicher daran, dass die vier Podiumsteilnehmer der Technik im allgemeinen und den Robotern im speziellen positiv gegenüber eingestellt sind.

Zum anderen fasste das Podium den Begriff Roboter derart weit, dass die Debatte zuweilen etwas unscharf wurde. Die Frage der Diskussionsleiterin Barbara Reye beispielsweise, ob der Einsatz von Robotern in der Alterspflege nicht ein Schreckgespenst sei, verneinte das Panel – etwa mit dem Hinweis, schliesslich gebe es heute schon Geräte wie Treppenlifte und Tropfenzähler, die in der Pflege eingesetzt würden.

Maschinenpläne zeigen Defizite auf

Dass die Diskussionsteilnehmer intelligente Roboter nicht als Bedrohung wahrnehmen, hat verschiedene Gründe. Es mache, so meinte etwa Thomas Christaller, Direktor des Fraunhofer-Instituts für Autonome intelligente Systeme, einfach keinen Sinn, Menschen nachzubauen – "schliesslich gibt es bereits einen einfachen Weg, Menschen zu machen, und dieser hat sich bestens bewährt".

Dem stimmte Rolf Pfeifer, Direktor des Labors für künstliche Intelligenz an der Universität Zürich, zu. "Menschen sind gut in vielen verschiedenen Dingen, aber nirgends wirklich Spitze. Wir brauchen aber keine Maschinen, die überall mittelmässig sind." Dass Maschinen in einzelnen Bereichen besser sind als Menschen, sei hingegen längst bekannt – Pfeil und Bogen etwa eignen sich besser zur Jagd als die nackte Faust.


weitermehr

Diskutierten über die Zukunft der künstlichen Intelligenz (v.l.n.r.): Rolf Pfeifer (Labor für künstliche Intelligenz, Uni Zürich), Thomas Christaller (Fraunhofer-Institut für Autonome intelligente Systeme), Barbara Reye (Tagesanzeiger), David Gugerli (Technikgeschichte, ETH Zürich), Frank Prengel (Microsoft). gross

Das Beispiel zeigt, dass der Mensch schon seit langem versucht, seine Grenzen mit Technik zu überwinden. Für ihn als Historiker seien Maschinenpläne sehr interessant, ergänzte dazu David Gugerli, Professor für Technikgeschichte an der ETH Zürich. "Sie zeigen, was die Gesellschaft als Defizit empfindet."

Grundsätzlich befasse sich die Robotik heute mit zwei Grundfragen, erklärte Thomas Christaller. "Zum einen versucht man, die Natur als Vorbild zu nehmen und technische Geräte zu verbessern. Zum anderen erhofft man sich vom Bau künstlicher Lebewesen Erkenntnisse, wie biologische Systeme grundsätzlich funktionieren. Die beiden Aspekte darf man aber nicht durcheinander bringen. Schliesslich erwartet man vom Airbus nicht, dass er Eier legt."

Unerfreuliche Prozesse

Als Provokateur in der Runde verstand sich Frank Prengel, Physiker bei Microsoft und bekennender Transhumanist. Seiner Ansicht nach geht es heute darum, die Evolution des Menschen mit Technik fortzusetzen und so unsere biologischen Grenzen zu überwinden. Der Auffassung, der Tod habe seinen biologischen Sinn, kann er nichts abgewinnen. "Altern und Sterben sind doch für die meisten Menschen unerfreuliche Prozesse", meinte er etwas technokratisch. Dass der Erde mit einer Menschheit, die viel länger lebt als heute, eine massive Überbevölkerung droht, betrachtet Frank Prengel – durchaus konsequent – kaum als ernsthaftes Problem. Schliesslich gebe es noch andere Planeten, die man besiedeln könne.




Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!