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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 27.02.2003 06:00

Die ETH im Waldprogramm
Visionen für den Schweizer Wald

Das "Waldprogramm Schweiz" entwickelt Visionen für die Zukunft des Schweizer Waldes. Das Projekt wurde Anfang 2002 lanciert und soll bis Ende Jahr beendet sein. Basierend auf den Resultaten soll ein Entwurf für ein neues Waldgesetz erarbeitet werden.

Von Roberto Stefāno

Wie wird der Schweizer Wald im Jahr 2015 aussehen? In welche Richtung soll er sich entwickeln und welche Aufgaben übernehmen? Mit derlei Fragen beschäftigt sich das Waldprogramm Schweiz (WAP-CH) des Bundesamtes für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) (1), das als Grundlage für die langfristige Waldpolitik der Schweiz dienen soll.

Ein Wald erfüllt heute verschiedene, wichtige Funktionen für die Gesellschaft. Den Freizeitsportlern dient er als Betätigungsfeld und Erholungsgebiet; gleichzeitig soll er den unterschiedlichsten Kreaturen als Lebensraum zur Verfügung stehen. Daneben wollen die Besitzer der Forste Gewinne erzielen, indem sie die Wälder zur Holzproduktion nutzen. In den Alpenregionen wiederum steht die Schutzfunktion im Vordergrund. Ohne Schutzwald wären dort viele Siedlungen und Verkehrswege von Lawinen, Steinschlägen und Erdrutschen bedroht.

Neue Anforderungen an den Wald

"Diese unterschiedlichen Ansprüche wurden im 1991 in Kraft getretenen Waldgesetz noch nicht in dem Ausmass betrachtet, wie sie die heutigen gesellschaftlichen Bedürfnisse erfordern", erklärt Jean-Philippe Schütz vom Departement für Forstwissenschaften an der ETH Zürich. Er ist Mitglied der Kommission "Biodiversität", die sich mit der natürlichen und menschlich bedingten Vielfalt im Schweizer Wald beschäftigt. In fünf weiteren Arbeitsgruppen innerhalb des Waldprogramms werden Fragen zu den Schwerpunkten "Waldfläche", "Waldschutz", "Holznutzung", "Schutzwald" und "sozioökonomischen Funktionen" erörtert.

Der Wald muss heutzutage die Anforderungen verschiedener Interessensgruppen erfüllen.

Breite Abstützung

Die zentralen Punkte für eine gemeinsame Forstpolitik werden innerhalb der Kommissionen ausgearbeitet und danach dem WAP-Forum vorgelegt, das für den Austausch zwischen den Arbeitsgruppen zuständig ist. Dieses Gremium tritt als Begleitgruppe auf und liefert sowohl inhaltliche Impulse als auch ein Feedback im Sinne einer politischen Würdigung. Die Zusammensetzung des Forums und der Arbeitsgruppen, die aus Mitarbeitern von Forschungsstätten, Berufsverbänden, Umweltschutzorganisationen, der Verwaltung und der Praxis bestehen, gewährleistet eine partizipative Beschlussfindung und eine möglichst breite Abstützung des Waldprogramms.

Für WAP-Projektleitungsmitglied Claudia Jacobi von der Eidg. Forstdirektion ist das Projekt sehr basis-orientiert. "Einerseits sind über 100 Personen in den thematischen Arbeitsgruppen des Waldprogrammes aktiv. Anderseits können sich alle interessierten Leute über die Website (2) ins Projekt einbringen."


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Die Holznutzung ist ein Schwerpunktthema des Waldprogramms. gross

Generelle Anfragen werden dabei direkt von der Projektleitung behandelt, spezifische Anregungen fliessen in die thematischen Arbeitsgruppen, werden dort diskutiert und unter Umständen ins Waldprogramm aufgenommen. Je weiter das Projekt fortschreitet, umso schwieriger wird es allerdings, auf bereits gefallene Entscheide zurückzukommen. Nochmals Claudia Jacobi: "Mit fortlaufender Dauer muss es sich um eine wesentliche neue Erkenntnis handeln, damit Grundlegendes nochmals angepasst wird."

Diskussionsforum

"Für mich ist das WAP eine wichtige Plattform für die Debatte", erläutert Jean-Philippe Schütz eine weitere Funktion des Waldprogramms. "Besonders in den Phasen der Strategiefindung und Massnahmenentwicklung, in welcher wir uns zur Zeit befinden, tauchen immer wieder neue Diskussionspunkte auf. Dann gilt es, tragbare Konsenslösungen zu finden." Dazu müssen die Probleme, welche die multifunktionale Nutzung des Waldes in den letzten Jahren hervorgebracht hat, in bereichsübergreifenden Gruppen beurteilt werden und nicht innerhalb der einzelnen Disziplinen. "In diesem Sinne stellt das WAP ein wichtiger Prozess dar", bemerkt Schütz. "Wenn die Herausforderungen komplexer werden, muss man schauen, welche Konzessionen nötig sind, um eine Einigung unter den Interessensgruppen zu erreichen."

Forstwissenschaften sind stark involviert

Da das Departement für Forstwissenschaften einen hohen Bezug zur Praxis hat, ist die ETH auffallend stark ins Waldprogramm eingebunden. In allen Arbeitsgruppen finden sich Wissenschaftler der Hochschule wieder. "Der Vorteil eines ETH-Professors oder Mitarbeiters ist seine politische und fachliche Unabhängigkeit", berichtet Schütz. Besonders in einem Gebiet wie der Forstpolitik, in der neben Bund und Kantonen verschiedene Gruppierungen ihre Interessen verwirklicht haben möchten, ist diese Unabhängigkeit von grossem Nutzen. Zudem profitiert das Projekt vom fachlichen Know-how der Wissenschaftler und ihrem Überblick über die nationalen Grenzen hinaus. Allgemein geniessen die Mitarbeiter der ETH in den Arbeitsgruppen eine hohe Annerkennung, solange sie einen gewissen Praxisbezug herstellen können. "In meiner Rolle innerhalb der Kommission kann ich mahnen, neue Ideen einbringen und Wertungen abgeben", bemerkt Schütz.

Nach wie vor ist das Waldprogramm Schweiz im selbst gesetzten Fahrplan, da es bisher zu keinen nennenswerten Verzögerungen kam. Dank der breiten Abstützung innerhalb der verschiedenen Interessensgruppen und dem intensiven Gedankenaustausch in den Kommissionen sollte dem erfolgreichen Abschluss des Projektes nichts im Wege stehen. Ein Scheitern hätte zur Folge, dass keine grundlegende Revision des Waldgesetztes zu Stande käme. Schütz ist jedoch optimistisch und ergänzt schmunzelnd: "Es ist anzunehmen, dass einige Punkte akzeptabel sind."


Fussnoten:
(1) Homepage des BUWAL: www.buwal.ch/
(2) Homepage des Waldprogramms Schweiz: www.waldprogramm.ch/



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