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Rubrik: Tagesberichte |
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Jahrestagung ZIL/SFIAR: „Nachhaltigkeit – vernetzt weiter denken“ „Mais ist Leben“ |
Die Minimierung des Ernteverlustes beim Mais und die Entwicklung resistenter Sorten standen im Mittelpunkt der Jahrestagung des Zentrums für Internationale Landwirtschaft (ZIL) und des Swiss Forum on International Agricultural Research (SFIAR). Die Tagung fand am Freitag an der ETH statt. Gleichzeitig wurde das zehnjährige Bestehen des ZIL gefeiert. Von Michael Breu Das Kapitel 14 ist ein Schlüsseldokument: für die Entwicklung der Dritten Welt einerseits und für den schonenden Umgang mit den Ressourcen andererseits. Das Kapitel 14 der 1992 am Umweltgipfel von Rio de Janeiro verabschiedeten „Agenda 21“ beschreibt die „Nachhaltige Landwirtschaft und die Entwicklung des ländlichen Raumes“; in der Übersetzung des Centre of Our Common Future heisst es (pessimistisch): „Hunger stellt für viele Menschen eine ständige Bedrohung dar, und ob die Erde langfristig die wachsende Nachfrage nach Nahrungsmitteln zu decken vermag, ist ungewiss … Die Landwirtschaft muss deshalb den steigenden Bedarf durch erhöhte Produktivität decken, da die besten Ackerbaugebiete der Welt bereits genutzt werden.“ Im Strategiepapier der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) für Ost- und Südafrika heisst es knapp: „Die nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen ist eine Voraussetzung für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung insgesamt.“
Das ist mit ein Grund, weshalb das Zentrum für Internationale Landwirtschaft der ETH (1) und das Swiss Forum on International Agricultural Research (2) ihre Jahrestagung unter das Motto „Nachhaltigkeit – vernetzt weiter denken. Towards a New Paradigm in Agricultural Research, the Challenge of Sustainable Development” stellten. “Es geht um optimale Ernährung in Qualität und Quantität”, sagt Silvia Dorn, Professorin für Angewandte Entomologie am Institut für Pflanzenwissenschaften der ETH und Board-Mitglied des ZIL. „Wir wollen die ganze Nahrungskette kennen lernen.“ Eine wichtige Voraussetzung, findet Urs Scheidegger, Dozent an der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen und SFIAR-Co-Präsident. Dürreresistent und mehr Ertrag Wie eine solche aussehen kann und könnte, erläuterten an der Jahrestagung Marianne Bänziger, ETH-Absolventin und heute Senior Scientist am International Maize and Wheat Improvement Research Center (Cimmyt) in Harare (Zimbabwe), und Joseph K. Mukiibi, Professor für Pflanzenwissenschaften an der Makerere University in Kampala (Uganda) und ehemaliger Präsident des Forum for Agriculture Research in Africa. „Fünfzig Prozent der Afrikaner leben von weniger als einem Dollar pro Tag, achtzig Prozent von weniger als zwei Dollar. Und die Zahl dieser Menschen hat zugenommen“, sagt Marianne Bänziger. Ein wichtiges Anliegen der Forschung müsse deshalb die Nahrungssicherheit für die ganze Bevölkerung sein: „Die Ernteverluste beim Mais müssen minimiert und die Entwicklung von resistenten Sorten muss gefördert werden. Denn: Mais ist Leben.“ Erste Erfolge kann Marianne Bänziger vorweisen. In Kleinarbeit ist es ihr gelungen, zwei dürreresistente Maissorten durch Kreuzung zu züchten. Die Sorten „Grace“ und „Zm521“ liefern zwischen 30 und 50 Prozent mehr Ertrag, berichtete das Fachblatt „Science“ im Oktober 2001 (3). Derzeit entwickelt die Agronomin in Zusammenarbeit mit Kleinbauern eine Maissorte, die
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tolerant gegenüber Trockenheit und tiefer Stickstoffversorgung ist. „Die Zusammenarbeit mit lokalen Bauern ist enorm wichtig“, findet Joseph K. Mukiibi. Denn viele Probleme beruhten auf Fehlern in der Logistik. Deshalb sei eine Reorganisation der landwirtschaftlichen Forschung nötig. Wie diese allerdings aussehen könnte, ist eine offene Frage: „Ich kann ihnen keine Antwort geben“, sagt Mukiibi. "Afrika braucht Biotechnologie" Eine Frage, die auch an der Posterpräsentation (4) zwischen den Vorträgen nicht beantwortet werden konnte. Dennoch, Ideen sind vorhanden. So beschäftigten sich Forscher der Universität Zürich mit dem liberalisierten Markt und fragten sich, welche Rollen lokale Institutionen spielen müssten, Wissenschafter der ETH analysierten den Informationsfluss von neuen Daten, und Agronomen der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft legten neue Konzepte für den Betrieb der Zukunft vor. Ein weiterer Teil der Postersession beschäftigte sich mit den modernen Erkenntnissen der Pflanzenforschung. Forscher der ETH stellten zum Beispiel vor, wie Eisen und Zink von Reispflanzen besser aufgenommen oder wie Cassava gegen Krankheitserreger immun gemacht werden könnte. Gleich mehrere Arbeiten waren zudem dem Vieh gewidmet oder der Schädlingsbekämpfung. „Es ist wichtig, dass die Bauern selbst entscheiden können, was sie pflanzen wollen“, sagt Marianne Bänziger. Auch ob es gentechnisch verbesserte Sorten sein sollen. „Jedes Land hat das Recht, die Technik zu akzeptieren – oder eben nicht.“ Joseph K. Mukiibi ist zurückhaltend. Trotzdem findet er: „Afrika braucht die Biotechnologie“.
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