ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 04.03.2003 06:00

Hochschul-Stimmen zum Sieg der "Alinghi"
Das Segeln in die Breite tragen

Dem Team der Schweizer Yacht "Alinghi" zollen Segelfachleute an der ETH für seinen Sieg im "America's Cup" Bewunderung und Respekt. Der Triumph der Bertarelli-Crew sei durch das perfekte Zusammenspiel zahlreicher Faktoren zustande gekommen. Beim ASVZ ist bereits jetzt eine deutliche Zunahme an Interessenten für die Seglerkurse zu verzeichnen - nicht auszuschliessen ist, dass die "Alinghi"-Erfolgsstory dabei mitgespielt hat.

Von Norbert Staub

„Ja, ich habe auch Augenringe“, entgegnet Lino Guzzella, Professor für Thermotronik am ETH-Institut für Mess- und Regeltechnik auf die Frage, ob er als langjähriger und begeisterter Segler den sporthistorischen „Alinghi“-Triumph im „America’s Cup“ live verfolgt habe. Was fasziniert nun einen erfahrenen Segelsportler an diesem Sieg mehr: ist es die Mannschaftsleistung oder das am Ende doch überlegene Material des „Alinghi“-Syndikats? „Es ist beides“, sagt Guzzella. Der "America’s Cup" demonstriere nun eben auch einem Millionenpublikum, worum es beim Segeln gehe: Um eine Kombination von intellektueller und physischer Kraft, „und das macht diesen Sport so faszinierend und schwierig zugleich, denn erfolgreich ist nur, wer beides perfekt zusammenbringt“, erklärt der ETH-Professor.

EPF Lausanne: Chapeau!

Intellektualität, das sei im vorliegenden Fall jahrelange Forschung in Sachen Aero- und Fluiddynamik sowie Material. Hier habe die EPF Lausanne zum „Alinghi“-Sieg einen wichtigen Teil beigetragen, wozu man den Wissenschaftlern der Schwesterhochschule nur von Herzen gratulieren könne. „Es ist wie immer bei erfolgreichen Projekten“, meint Guzzella, “nötig sind die besten Leute, genügend Mittel und der Wille, ein Ziel kompromisslos zu verfolgen“. Und das sei hier der Fall gewesen. Für die ETH verkörpere etwa der aktuelle Nobelpreisträger Kurt Wüthrich diese Einstellung.

Moderne Art des Führens

Für Guzzella beeindruckend war auch zu beobachten, wie auf dem Siegerboot selbst während den Regatten gearbeitet wurde: betont teamorientiert und mit der Tendenz, sich häufig auszutauschen. Da habe auch einer wie der Winterthurer Christian Scherrer, mit dem Guzzella schon gesegelt ist, oder der Zürcher Dominik Neidhart, der aktiv im ASVZ-Sailing-Team segelte und als „Grinder“ hauptsächlich an der Kurbel für das "Alinghi"-Grosssegel sass, etwas zu sagen. Diese moderne Art des Führens, so Guzzella, zeichne die neuseeländische Schule des Segelns aus.

"Me too" wäre unklug

Läge es angesichts dieses Erfolgs, den auch die EPF Lausanne feiern kann, nicht nahe, dass auch die ETH Zürich Kooperationen mit ähnlich prestigeträchtigen Partnern sucht? „Da bin ich skeptisch, trotz aller Begeisterung für das, was dieses Team erreicht hat“, sagt Lino Guzzella, der chronisch zuwenig Zeit hat, um seiner „Dynamic 35“ auf dem Zürichsee die Segel zu setzen.


weitermehr

Vielleicht trainiert hier schon ein künftiger "America's Cup"-Segler mit? ASVZ-Jollen der " Laser"-Klasse auf dem Zürichsee. (Bild: F. Schneider)

„Ich glaube, die ETH sollte sich auf das konzentrieren, was ihrem Profil und ihrer Tradition entspricht, nämlich Beiträge zu Wissenschaft, Forschung und Technik zu leisten. ‚Me too’ wäre das unklügste Prinzip, nach dem man sich als ETH richten könnte.“

Run auf Seglerkurse

Beim Akademischen Sportverband Zürich (ASVZ) können sich ETH- und Uni-Angehörige jeweils schon im Februar für die kommende Segelsaison anmelden. „Diesmal hatten wir nach vier Stunden bereits 400 Anmeldungen", sagt der Hochschulsportlehrer Fredi Schneider, Chef des Bereichs Segeln beim ASVZ. "Die Kurse fürs Yachtsegeln sind weitgehend ausgebucht. Ob das mit dem Schweizer Engagement im ‚America’s Cup’ zusammenhängt, kann ich nicht sagen, aber aussergewöhnlich ist dieser Run auf die Kursplätze schon." Für das für Anfänger empfohlene Jollensegeln sind allerdings noch Plätze frei.

Dimensionen "noch nicht realisiert"

„Die Schweiz hat gar noch nicht realisiert, was hier passiert ist“, sagt Fredi Schneider zum Triumph der „Alinghi“. Dass eine der wichtigsten Sporttrophäen der Welt in die Schweiz kommt, grenze an ein Wunder. „In unserem Land fristet der Segelsport ein Randdasein; er hat den Anstrich des Teuren und Elitären. Beides ist falsch. Vielleicht wird uns der ‚America’s Cup’ helfen, dieses Image zu korrigieren“, sagt der Segelfachmann. Mit "Alinghi"-Grinder Dominik Neidhart hat der ASVZ jedenfalls bereits einen Ehemaligen in das beste Boot der Welt gebracht. Neidhart war zudem Mitglied der Zürcher Hochschulmannschaft im Handball.

Der ASVZ (1) tut jetzt bereits viel, um den Segelsport in die Breite zu tragen: neu können Laserjollen auf dem Zürichsee über den ASVZ gemietet werden, und seit zwei Jahren ist der ASVZ laut Schneider Mitglied bei SailCom, einer Schweizer Genossenschaft mit 40 Booten auf zahlreichen Schweizer Seen (2). Die Genossenschaft hat den Zweck, möglichst vielen Segelnden ihr Hobby zu günstigen Konditionen zu ermöglichen.


Fussnoten:
(1) Hier finden Sie mehr zum Thema Segeln beim ASVZ: www.asvz.ch/segeln
(2) Website der Genossenschaft SailCom: www.sailcom.ch



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!