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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 10.05.2004 06:00

Rehabilitationsrobotik
Arm in Arm mit dem Roboter

Rehabilitation ist ein wichtiges Thema des Nationalen Forschungsschwerpunktes „Reparatur und Plastizität des Nervensystems“(1). Letzten Donnerstag informierten Fachleute an der ETH über die Entwicklung eines neuen Roboters, der Patienten bei der Armtherapie unterstützt. Zudem wurde ein künstliches Hirn präsentiert, das bald in der medizinischen Ausbildung und Diagnostik eingesetzt werden soll.

Von Christoph Meier

Verletzungen des Nervensystems führen oft zu langwierigen Rehabilitationsprozessen. In kleinen Schritten versuchen die Patienten dabei mit Hilfe von Physiotherapeuten alltägliche Bewegungsabläufe wieder einzuüben. Dabei gilt, je mehr man übt, desto besser ist der Effekt. Doch Physiotherapeuten haben nur beschränkt Zeit und - nicht zu vergessen - Kraft. Denn einem Patienten beispielsweise das Bein zu führen, ist körperlich anstrengend und muss häufig in einer für den Therapeuten ergonomisch schlechten Haltung praktiziert werden.

Einen Ausweg aus dieser Situation stellt der Robotertherapeut dar. Erste gute Erfahrungen hat man mit dem Gehroboter „Lokomat“ gemacht, der auch an der letzten Brain-Fair vorgestellt wurde (2). In diesem Gerät lernt der Patient effizient und standardisiert verloren gegangene Bewegungsabläufe wieder ein. Entwickelt wird der Lokomat seit 1996 an der ETH und Uni Zürich in Zusammenarbeit mit der Spin-off Firma Hocoma AG in Volketswil. Beteiligt an dieser Forschung ist auch Robert Riener, der 2003 als Assistenzprofessor für Rehabilitation Engineeering an die ETH berufen worden ist (3).

ARMin hilft den Armen

Riener entwickelt aber nicht nur Therapiehilfen für die Beine. Am letzten Donnerstag präsentierte er an einem Medienlunch an der ETH den Roboter "ARMin". Der Name deutet es an: Dieses Gerät hilft bei der Armtherapie. Nachdem der Arm eines Patienten an den Arm und in die Halterungen des Roboters montiert wurde, führt dieser die Bewegungen mit dem verletzten oder gelähmten Gliedmass aus entsprechend der Vorgaben eines menschlichen Therapeuten oder so, wie es der Patient wünscht. Die Forscher konzipierten ARMin dahingehend, dass er auch die Bewegungsabsicht und den meist vorhandenen, geringen Beitrag des Patienten an die Bewegung erkennt. Dadurch kann sich der Roboter dem Patienten anpassen. Wie grosse Therapieerfolge sich mit dem neuen Gerät erzielen lassen, wird sich diesen Sommer weisen, denn dann wird es ersten Tests mit Menschen unterzogen.


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Arm in Arm: Modell des "Armtherapeuten" "ARMin", der vier Freiheitsgrade (rote Pfeile) aufweist. gross

Orientierung am Professorenhirn

An der Medienorientierung konnte man neben ARMin aber noch eine weitere Entwicklung von Riener begutachten. Der ETH-Professor führte ein Kunststoffmodell seines eigenen Gehirns vor. Berührte er dieses an einer bestimmten Stelle, erschienen auf einem Computerbildschirm anatomische Namen oder die kortikale Bedeutung zu diesem Bereich, beispielsweise ob hier das Sprachenzentrum liegt. Eine weitere Option bestand darin, Kernspin oder CT-Bilddaten abzurufen, die mit der Berührungsstelle in Verbindung stehen. Die neue Entwicklung soll gemäss Riener in der medizinischen Ausbildung und Diagnostik eingesetzt werden. In Zukunft sollen zudem auf der Basis der neuen Technik chirurgische Eingriffe simuliert werden können.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte bereits Wolfgang Knecht, der stellvertretende Direktor des erwähnten Nationalen Forschungsschwerpunktes, darauf hingewiesen, wie wichtig die strukturierte Verbindung von experimenteller und klinischer Forschung sei.

Der "Beintherapeut" "Lokomat" ist bereits erfolgreich im Einsatz. gross


Fussnoten:
(1) Nationaler Forschungsschwerpunkt "Plastizität und Reparatur des Nervensystems": www.nccr-neuro.unizh.ch/
(2) Vgl. "ETH Life"-Artikel "220'000 Menschen hoffen auf Hilfe": www.ethlife.ethz.ch/articles/BrainFair04.html
(3) Forschungsgruppe von Robert Riener: http://control.ee.ethz.ch/research/groups/rehab.msql



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