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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 23.04.2001 06:00

ETH-Aktion "Bonus-29" für schnelle und exzellente Doktorarbeiten geht weiter
Die Schlausten sind die Schnellsten

Die ETH setzt weiter auf die Förderung schneller, hervorragender Promotionen: für die Jahre 2002/3 hat die Schulleitung der Aktion "Bonus-29" je eine Million Franken bewilligt. Wer an der ETH mit seiner Doktorarbeit gewisse Qualitätskriterien erfüllt und vor dem 30. Geburtstag abschliesst, hat Chancen, ins Programm aufgenommen zu werden.

Von Norbert Staub

ETH-Doktorierende seien mit durchschnittlich über 31 Jahren zu alt, begründete Olaf Kübler, damaliger ETH-Vizepräsident Forschung, die Lancierung von "Bonus-29"im Herbst 1997. Verantwortlich dafür seien aber nicht nur die Doktorierenden selbst, sondern auch die Forschungsleiterinnen und -leiter, die gerade gute Doktorierende nur ungern ziehen liessen. Hier setzte die ETH-Aktion "Bonus-29" an: Es sollen Anreize für Forschungsleitende geschaffen werden, die einerseits zu schnelleren, andererseits zu mehr hervorragenden Arbeiten führen sollen. Das beginnt bereits mit der Formulierung des Projekts: diese, so steht in den entsprechenden ETH-Richtlinien, soll "realistisch" sein. Zudem sollen die Forschungsleiter darauf hinwirken, dass die Dissertationen speditiv (vor dem 30. Geburtstag des/der Promovierenden) fertiggestellt wird. Die Autoren der Doktorarbeiten sollen sich überdies mit einer Publikation der Arbeitsresultate in renommierten Fachzeitschriften profilieren können.

Nach wie vor Handlungsbedarf

Die Schulleitung investiert nun für 2002/3 total weitere zwei Millionen Franken in "Bonus-29". Handlungsbedarf bestehe nach wie vor, erklärt Urs Hugentobler vom Stab Forschung, der das Projekt betreut: "Tatsache ist, dass in der Schweiz das Promotionsalter allgemein höher ist als im Ausland - vielleicht mit Ausnahme Deutschlands." Zudem zeige sich derzeit, dass viele Schweizer Firmen vermehrt junge promovierte Forschende aus dem Ausland rekrutieren.

Urs Hugentobler
"Die Konkurrenzfähigkeit von ETH-Doktoranden soll steigen": Urs Hugentobler vom Stab Forschung der ETH.

Bonus-29 sei ein Mittel, um die Chancen von ETH-Absolventen auf dem Arbeitsmarkt zu erhöhen. "Allerdings", so Hugentobler weiter, "darf die 'Qualität' der Abgänger nicht zu Gunsten eines frühen Abschlusses geopfert werden. Salopp ausgedrückt: Die Besten werden am schnellsten abschliessen, ob sie jetzt etwas jünger oder älter sind."

Kein definierter Verwendungszweck

Wird ein Projekt von der Forschungskommission in den illustren Kreis der jährlich 30 "Bonus-29"-Arbeiten aufgenommen, erhält der entsprechende Forschungsleiter eine Salärgutschrift in der Höhe eines Doktorierendenjahrs, das heisst 33'000 Franken, zur freien Verfügung.


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Labor Chemie
"Bonus-29"-Projekte werden mit je 33'000 Franken honoriert: Labor im ETH-Departement Chemie.

Das Geld kann etwa in Pilotprojekte, in Überbrückungssaläre für Mitarbeitende oder in Forschungsaufenthalte investiert werden. Anträge können noch bis 15 Monate nach Abschluss der Dissertation gestellt werden: dies, um den mitunter sehr langen Publikationsfristen gerecht zu werden. Das formale Kriterium "vor dem 30. Geburtstag" wird buchstabengetreu gehandhabt: wird die Doktorprüfung nur einen Tag nach dem Geburtstag abgelegt, fällt der Kandidat oder die Kandidatin aus dem Rennen. Auf die Frage, ob nicht eine "Belohnung" des Doktorierenden sinnvoller wäre als eine Prämie für die Forschungsleitung, entgegnet Hugentobler: "Eine Prämie für ausgezeichnete Doktorate besteht bereits in Form der ETH-Medaille. Bei 'Bonus-29' geht es darum, die Arbeitsgemeinschaften zwischen Doktorierenden und Betreuenden zu fördern."

Spitzenreiter Physik

Die Bilanz seit 1997 kann sich sehen lassen: 135 Anträge wurden eingereicht, drei Viertel davon wurden bewilligt. Die Zahl der Gesuche ist kontinuierlich angestiegen: 1997/8 waren es 26; im Jahr 2000 bereits 46, von denen 32 akzeptiert wurden. An der Spitze der Liste steht mit gesamthaft 21 bewilligten Projekten das Departement Physik, gefolgt von der Biologie mit 19. Die Umweltnaturwissenschaften erhielten neun, die Chemie, die Agrar- und Lebensmittelwissenschaften sowie die Elektrotechnik je acht Bonuszuteilungen. Wurde der gewünschte Effekt, die Senkung des Promotionsalters, auch wirklich erzielt? - "Das ist noch nicht nachweisbar", sagt Urs Hugentobler, "denn erst jetzt werden die ersten Doktorarbeiten fertig, die nach der Ankündigung von Bonus-29 begonnen wurden."

Knacknuss "Exzellenz"

Das schwierigste Kriterium bei der Beurteilung ist der Nachweis der "Exzellenz" einer Arbeit. Von selbst versteht sich, dass eigene, innovative Ansätze und ein wissenschaftlicher Mehrwert enthalten sein müssen. "Doch ein absolutes Urteil darüber ist schwierig", räumt Urs Hugentobler ein, "Es gibt Indikatoren, die beigezogen werden, zum Beispiel herausragende Publikationen, Patente oder erfolgreich umgesetzte Entwicklungen." Darum sei für die Forschungskommission auch die grösste Schwierigkeit, gleiche Massstäbe für gute Arbeiten aus der Grundlagenforschung und solche aus einer anwendungsorientierten Disziplin zu finden. Erfahrungsgemäss sei eine Doktorarbeit "Bonus-29"-würdig, wenn sie zu den zehn bis 15 Prozent besten ETH-Dissertationen eines Jahrgangs gehöre.


Literaturhinweise:
Die "Bonus-29"- Richtlinien, aktualisiert am 1. Oktober 1999: http://www.verw.ethz.ch:80/sfw/Pub/Bonus_29_Richtlinien%2010.99.rtf
ETH-intern-Bericht zu Bonus 29: http://www.aoa.ethz.ch:80/eth-intern/Archiv/Bonus29_1.html
Stellungnahme der AVETH vom Herbst 1997: http://www.aoa.ethz.ch:80/eth-intern/Archiv/Bonus29_3.html



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