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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 21.12.2005 06:00

Neue Zahlen zu Forschung und Entwicklung in der Privatwirtschaft
Mehr Geld für Dritte

Die Schweizer Privatwirtschaft steckt Milliarden in Forschung und Entwicklung. Von diesem Kuchen schneiden sich die universitären Hochschulen bisher nur ein kleines Stück ab. Sie könnten stärker profitieren, denn Firmen vergeben immer mehr F+E-Aufträge an Dritte.

Peter Rüegg

Forschung und Entwicklung hat bei Schweizer Firmen nach wie vor einen hohen Stellenwert. Das zeigen die ersten Ergebnisse der Erhebung des Bundesamts für Statistik (BfS) über Forschung und Entwicklung (F+E) in der schweizerischen Privatwirtschaft von 2004(1). Das BfS stellte gestern diese Zahlen an einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Economiesuisse in Zürich vor.

Im Jahr 2004 gaben Firmen für Forschung, die in den eigenen vier Wänden des Unternehmens abgewickelt wurde, über 9,66 Milliarden Franken aus. Vier Jahre zuvor setzten sie für diese Intramuros-F+E 7,9 Milliarden ein. In ihren ausländischen Zweigstellen wendeten die Schweizer Unternehmen den fast ebenso hohen Betrag von 9,6 Milliarden Franken auf und stabilisierten damit diesen Posten auf hohem Niveau.

Die Direktorin des BfS, Adelheid Bürgi-Schmelz, betonte, dass die Pharmabranche den Löwenanteil der Intramuros-Forschungsgelder trage und dass dieser Anteil stetig steige. Mit über 3,5 Mia. Franken verdoppelte sie ihre Aufwendungen gegenüber dem Jahr 2000 und bestritt damit 37 Prozent der Intramuros-Ausgaben der Privatwirtschaft.

Hochschulen profitieren zu wenig

Massiv mehr Geld floss 2004 in die Forschung und Entwicklung ausserhalb der eigenen Betriebsmauern. Das heisst nichts anderes, als dass die Unternehmen in den vergangenen vier Jahren ihre Forschungsaktivitäten massiv an Dritte ausgelagert haben. Mit 4,05 Milliarden Franken lagen diese Ausgaben doppelt hoch wie im Jahr 2000 (1,78 Mia.). 2,43 Mia. Franken davon flossen ins Ausland – auch dieser Betrag hat sich im Vergleich zum Jahr 2000 verdoppelt. Wie bei den Intramuros-Ausgaben ist die Pharmabranche bei den Extramuros-Auslagen Spitzenreiterin. 77 Prozent respektive 3,1 Mia. Franken der Forschungsgelder stammen aus ihrem Topf. Das entspricht beinahe einer Vervierfachung in den letzten vier Jahren.

Immerhin noch 1,4 Mia. Franken an Extramuros-Geldern für F+E wurden im Inland verwendet. Die Hochschulen schnitten sich von diesem Kuchen lediglich ein 259-Millionen-Stück ab. Rudolf Walser, Chefökonom der Economiesuisse, kritisierte an der Pressekonferenz, dass dieser Anteil viel zu klein sei. Die Hochschulen müssten sich an diesem enormen Markt stärker beteiligen.


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Kein Heimatschutz: Internationale Konzerne wie Sulzer rekrutieren für ihre Forschung und Entwicklung die besten Köpfe aus dem In- und Ausland. (Bild: www.sulzer.com) gross

Trotz dieser Kritik sind die Hochschulen indirekt in diesen Markt eingebunden. Als Ausbildungsstätten liefern sie der Privatwirtschaft das benötigte Personal. Über 37'000 Personen arbeiteten 2004 in der F+E. Das sind zwar 2 Prozent weniger als im Jahr 2000. Das Qualifikationsniveau des F+E-Personals hat aber weiter zugenommen. 47 Prozent der Beschäftigten besassen einen Hochschulabschluss – neun Prozent mehr als im Jahr 2000. Fast die Hälfte des hoch qualifizierten Personals mit Hochschulabschluss stammte aus dem Ausland.

Elite statt Breite fördern

Um im Wettlauf von Innovation und Wettbewerb global mithalten zu können, forderte der Präsident der Kommission für Wissenschaft und Forschung von Economiesuisse, Andreas Steiner, von den Hochschulen, Exzellenz statt Mittelmass zu fördern. „Spitzenleistungen müssen zum institutionellen Ziel der universitären Hochschulen gemacht werden, nicht eine breite Qualifikation von Absolventen“, sagte er. Im Zentrum der Eliteförderung könnten nicht ganze Hochschulen stehen, sondern nur Exzellenzzentren mit den besten Köpfen ihres Fachs. Die Nachfrage nach Studienplätzen ist laut dem Economiesuisse-Vertreter unter anderem mit der Höhe der Semestergebühren zu regeln. Steiner forderte aber auch, die Grundschulen aufzuwerten. „Sie müssen die Basis für das Leben legen“, sagte der CEO der Belimo AG.

Für die Eidgenössischen Technischen Hochschulen gab es allerdings auch Lob. „Wir arbeiten gerne mit den beiden ETH zusammen“, bekannte Hans-Walter Schläpfer, Leiter von der Sulzer Innotec AG. Er räumte aber auch ein, dass die Schweiz für Sulzer nicht mehr in allen Gebieten „Top of the List“ sei. „Sulzer nutzt global die Möglichkeiten der Forschung und Entwicklung“, sagte Sulzer-Forschungsleiter.


Fussnoten:
(1) Weitere Details aus der Statistik: www.bfs.admin.ch



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