www.ethlife.ethz.ch    
ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuftETH LifeDie taegliche Web-Zeitung der ETHETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuft


Rubrik: Tagesberichte

Transdisziplinäre Fallstudie des Studiengangs Umweltwissenschaften
Wenn die Saat aufgeht

Published: 09.02.2007 06:00
Modified: 09.02.2007 16:37
druckbefehl
Gesetzt, in der Region Klettgau werden gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Wie könnte man dieses Unterfangen begleiten und was für Probleme könnten auftreten? Könnten gentechfreie Landwirtschaftsformen bestehen bleiben? Diesen Fragen widmeten sich ETH-Studierende in einer Fallstudie. Obwohl die Arbeit gezwungenermassen mit vielen vereinfachenden Annahmen arbeiten musste und deren Ergebnisse letzte Woche unterhaltend präsentiert wurden, ahnte man aufgrund der bereits hier emotionalen Reaktionen des Publikums, dass der kommerzielle Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen für Wirbel sorgen würde.



Christoph Meier (mailto:christoph.meier@sl.ethz.ch)

Verdient ein Schweizer Ackerbaubetrieb mehr mit dem Anbau gentechnisch verändertem Mais? Dies war eine der Fragen, welcher die Studierenden in der Fallstudie „Umwelt Biosicherheit von genetisch veränderten Pflanzen – Risikostudien für Koexistenzkonzepte und Chancen von GVO freien Regionen“ des Departements Umweltwissenschaften nachgingen. Ihre Ergebnisse präsentierten sie letzte Woche an der ETH.

Für die Eingangsfrage kam die entsprechende Arbeitsgruppe zu keinem eindeutigen Schluss. Sie befand aber aufgrund ihrer verschiedenen Modellrechnungen, dass der Anbau von gentechnisch verändertem Mais sich wahrscheinlich nur für grössere Betriebe mit einer durchschnittlichen Feldgrösse von 3.7 Hektaren lohnen könnte. Nicht finanziellen Problemen, sondern der Frage, wie eine Koexistenz zwischen Gentechmais und anderen Maispflanzen überwacht werden könnte, widmete sich andere Studierende. Aufgrund der komplexen Bewirtschaftungsmuster halten sie eine übergeordnete Instanz, die Koexistenz koordiniert für unabdingbar. Im Klettgau, der Region, welche die Fallstudienleitung als Modellgebiet vorgegeben hatte, könnten unter den getroffenen Annahmen rund 40-50 Prozent der Felder mit Gentechmais bepflanzt werden, wenn man als Kriterium eine Einkreuzungsrate in konventionellen Mais von höchstens 0.5 Prozent akzeptiert.

Bei Amphibien fehlen Studien

Dass ein Monitoring für einen dank Gentechnik herbizidresistenten Raps möglich sein könnte, schloss eine weitere Arbeitsgruppe nicht aus. Sie machte aber auf viele unbekannte Faktoren aufmerksam, beispielsweise welchen Einfluss Samen im Boden, so genannter Durchwuchsraps, auf Nachfolgegenerationen hat. Der erforderliche Aufwand für ein Monitoring wüde dabei erhebliche Kosten verursachen. Das Problem der Beeinträchtigung der Biodiversität sprachen weitere Studierende unter anderem auch in Bezug auf Gentechraps an. Sie machten darauf aufmerksam, dass es für Amphibien, die im Klettgau den Herbiziden kaum ausweichen könnten, allgemein Toxizitätsstudien fehlen.

Unklar ist auch, ob Bienen durch Gentechpflanzen beeinträchtigt würden. Klar konnten aber weitere Studierende mittels einer Umfrage die Skepsis der Imker gegenüber dem Anbau solcher Organismen nachweisen. Eine Sorge gilt dabei dem Image des Honigs als Naturprodukt. Doch wie sieht es der Konsument? Diese Frage wurde nicht für den Honig angegangen, sondern für Produkte von Gentechbaumwolle. Die entsprechende Arbeitsgruppe zeigte wiederum aufgrund einer Umfrage auf, dass die grosse Mehrheit der Konsumenten gerne Wahlfreiheit hätte.

Kann Gentechmais neben anderem Mais angepflanzt werden? Dies war eine Frage, der Studierende der Umweltwissenschaften im Modellgebiet Klettgau nachgingen. (Bild:GVP-Fallstudie)

Das heisst, sie würden eine Deklarationspflicht begrüssen, obwohl 73 Prozent sich vorstellen können, entsprechende Kleider zu tragen. Die Arbeitsgruppe kam zu dem Ergebnis, dass die im Gentechnikgesetz (GTG) verankerte Wahlfreiheit auch den Non-Food-Bereich einschliesst, auch wenn hier bisher keine Regelung zur Umsetzung besteht.

Viele nicht naturwissenschaftliche Fragen

Die Haltung der Gesellschaft, spielte bei verschiedenen Arbeiten der Fallstudie hinein. Denn in diesen hatten die Studierenden ganz bewusst versucht, die gesellschaftliche wie auch die ökonomische Komponente zu integrieren. Insgesamt zeigten die Untersuchungen und die Veranstaltung, dass ein kommerzieller Anbau der momentan auf dem Markt erhältlichen und von der Fallstudie behandelten Gentechpflanzen zu grösseren Diskussionen Anlass geben würde. Die teilweise emotionalen Voten der Zuhörer liessen darauf schliessen, dass für ein solches Unterfangen, das in bestimmten Kreisen sicher auf Fundamentalopposition stossen würde, auch noch sehr viele Fragen bezüglich politischer Zuständigkeiten sowie Wissenslücken geklärt werden müssten.

Dafür spricht auch eine Petition, die Greenpeace am Montag, 5. Februar 2007, der EU-Kommission überreichte. In dieser fordert eine Million EU-Bürger eine Kennzeichnung von Milch, Fleisch und Eiern, wenn die Tiere mit gentechnisch veränderten Organismen gefüttert werden. EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou erachtet dies als "starke Meinungsäusserung". Er machte aber keine Zusage sondern wies darauf hin, dass man überprüfen müsse eine solche Kennzeichnung wissenschaftlich gerechtfertigt ist.

Footnotes:
(1 Fallstudie 'Umwelt Biosicherheit von gentechnisch veränderten Pflanzen - Risikostudien für Koexistenzkonzepte und Chancen von GVO freien Regionen'“: www.geobot.ethz.ch/education/fallstudie_gvp


Copyright 2000-2002 by ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zurich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
ok
!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!