www.ethlife.ethz.ch    
ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuftETH LifeDie taegliche Web-Zeitung der ETHETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuftETH Life - wissen was laeuft


Rubrik: Tagesberichte

Neues nationales Forschungsprogramm
Freisetzung weiter erforschen

Published: 08.06.2006 06:00
Modified: 07.06.2006 18:27
druckbefehl
Der Schweizerische Nationalfonds lanciert das Nationale Forschungsprogramm "Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen" (NFP 59). Dies gab die Institution zur Forschungsförderung am Mittwoch bekannt. Das Programm soll wissenschaftliche Grundlagen zum Thema liefern. Ein ETH-Forscher ist in der Leitungsgruppe und einer arbeitet als Forschungsratsdelegierter beim neuen Programm.



Christoph Meier (mailto:christoph.meier@sl.ethz.ch)

Im Dezember 2005 beauftragte der Bundesrat den Schweizerischen Nationalfonds (SNF), das Forschungsprogramm "Nutzen und Risiken der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen" zu lancieren. Dies geschah kurz nach dem Ja zur Volksinitiative für ein fünfjähriges Gentech-Moratorium. Gestern Mittwoch schrieb der SNF das NFP 59 aus (1) .

Es soll gemäss SNF dazu beitragen, die öffentliche Diskussion um gentechnisch veränderte Pflanzen (GVP), die von Skepsis geprägt ist, durch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zu versachlichen. Obwohl die Forschung in diesem Bereich vom Moratorium ausgenommen bleibt, wird sie sowohl von Kritikern als auch von Befürwortern der Technologie mehrheitlich als wichtig empfunden.

Schweiz geeignet für interdisziplinäre Forschung

In seiner Pressemitteilung schreibt die Institution zur Forschungsförderung weiter, dass umfangreiche Forschungsprogramme zur Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen in den USA, in Europa oder auch in China und Indien unternommen werden. Es bleibe jedoch abzuklären, inwiefern die in solchen Programmen im Ausland gewonnen Erkenntnisse zu Nutzen und Risiken der GVP-Freisetzung auf die Schweiz übertragbar seien.

Der SNF nennt drei Gründe dafür: Erstens ist eine systematische Auswertung der im Ausland und in begrenztem Masse auch in der Schweiz gesammelten Daten schwierig und bleibt unvollständig, ausserdem sind wichtige Informationen und Erkenntnisse nicht so leicht zugänglich. Darüber hinaus scheint auch die Übereinstimmung hinsichtlich der Verfahrensstandards für die biologische Sicherheitsforschung mit GVP eher begrenzt zu sein. Zweitens standen im Zentrum bisheriger Forschungsprojekte hauptsächlich Fragen zu den Risiken von GVP; dementsprechend wurde den Bemühungen, die potenziellen Vorteile oder den Nutzen dieser neuen Technologie aufzuzeigen, weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Drittens eignet sich die Schweiz auf Grund ihrer ökologischen Vielfalt, der Kleinlandwirtschaft, der kulturellen Unterschiede in der Wahrnehmung von GVP und ihrer spezifischen politischen Strukturen besonders gut für die interdisziplinäre Forschung in diesem komplexen Themenbereich.

Gemäss dem eben veröffentlichen Ausführungsplan verfolgt das interdisziplinär angelegte Programm konkret folgende Ziele: Es will Anwendungen der Pflanzenbiotechnologie, die für die Schweiz sinnvoll sein könnten, untersuchen. Ausserdem will es den rechtlich-administrativen Rahmen für GVP in der Schweiz beurteilen sowie Verfahrensstandards für Risikoforschung und Monitoring entwickeln.

Die ETH führte ein bekanntes Feldexperiment mit gentechnisch verändertem Weizen in Lindau durch. Im Rahmen des neuen nationalen Forschungsprogrammes 59 werden weitere Freisetzungsversuche in der Schweiz erwartet.

Die Forschung gliedert sich entsprechend in vier Bereiche: Beim Schwerpunkt „Pflanzenbiotechnologie und Umwelt“, das rund 50 % des Programms ausmacht, geht es vor allem um biologische, ökologische und gesundheitliche Aspekte. Beispielsweise soll untersucht werden, unter welchen Bedingungen GVP als Bioreaktoren im Non-food-Bereich wie bei pharmazeutische Wirkstoffe eingesetzt werden können. Gesellschaftliche, ökonomische, ethische, pädagogische, rechtliche und politische Fragen, die in der Schweiz im Zusammenhang mit GVP aufgeworfen werden, bilden mit rund 20 % des Programms den zweiten Schwerpunkt „Politische, soziale und ökonomische Aspekte“. Schwerpunkt 3 „Risikobewertung, Risikomanagement und Entscheidungsprozess“ in Bezug auf die Freisetzung von GVP beansprucht 5-10% des NFP. „Übersichts- und Synthesestudien“ zur Beurteilung vorhandener Forschungsergebnisse und Erkenntnisse ergeben schliesslich den Inhalt beim 4. Schwerpunkt, der wiederum 5-10% des NFP ausmacht.

Auch Freisetzungversuche erwartet

Die Projektausschreibung des NFP 59, das über einen Rahmenkredit von 12 Millionen Schweizer Franken verfügt, dauert bis August 2006. Der Forschungsbeginn ist für April 2007 vorgesehen. Dabei werden explizit auch Freisetzungsversuche ab dem Frühling 2008 erwartet. Der Abschluss des NFP 59 soll im Frühling 2011sein. Die Leitungsgruppe des Programms wird präsidiert von Dirk Dobbelaere der Universität Bern. In diesem Gremium ist die ETH Zürich mit Josef Zeyer, Institut für Terrestrische Ökologie, vertreten. Thomas Bernauer vom Center for Comparative and International Studies der ETH unterbreitet als Forschungsrats-Delegierter diesem die Anträge der Leitungsgruppe zur Bewilligung oder Ablehnung.

Wegen der grossen politischen Bedeutung des Themas und der vielen Interessengruppen will der SNF spezielle Anstrengungen unternehmen, um den Ablauf und die Ergebnisse des Programms zu kommunizieren. Ab dem Frühjahr 2007 ist insbesondere eine Kommunikationsplattform geplant. Ende 2009, ein Jahr vor Ablauf des Moratoriums, soll zudem bereits ein erster Zwischenbericht über die Ergebnisse des Forschungsprogramms vorgelegt werden.

Footnotes:
(1 Ausführungsplan des NFP 59: www.snf.ch/downloads/nfp_ausfuehrung_nfp59_d.pdf


Copyright 2000-2002 by ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zurich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
ok
!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!