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Rubrik: Tagesberichte |
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Wissensaustausch zwischen Managern und Forschern Neues Denken wagen |
Wie werden aus Resultaten der Grundlagenforschung marktfähige Produkte? Zu den Voraussetzungen gehört das Bewusstsein, dass Wirtschaft und Forschung grundsätzlich je andere Ziele verfolgen – und die Bereitschaft, an der Überbrückung dieser Kluft zu arbeiten. Dies zeigte letzte Woche ein Besuch von Managern am ETH-Departement Biologie im Rahmen einer Weiterbildung. Es braucht einiges, um Forschung und Wirtschaft in eine fruchtbare Interaktion zu versetzen. Wenn das aber gelingt, öffnen sich vielversprechende Perspektiven. Das hat vergangene Woche einmal mehr der Besuch des „International Senior Entrepreneurial Leadership Program“ (ISEP) am ETH-Departement Biologie gezeigt. Das ISEP ist eine anspruchsvolle Weiterbildung für erfahrene Führungskräfte, die gemeinsam von der ETH, der Uni St. Gallen und dem MIT angeboten wird. Hochgesteckte Erwartungen Anlässlich des in der Schweiz stattfindenden Kursmoduls wurden die 17 Teilnehmer am Dienstag von Programmleiter Fritz Fahrni, ETH/HSG-Doppelprofessor für Technologiemanagement, zum Zürcher Knoten von „SystemsX“ geführt, dem im Aufbau begriffenen Schweizer Netzwerk für Systembiologie: Dabei handelt es sich um das Competence Center for Systems Physiology and Metabolic Diseases (CC-SPMD), einen von Uni und ETH Zürich gemeinsam getragenen Zusammenschluss von Forscherinnen und Forschern aus Biologie, Chemie, Medizin, Mathematik und Informatik. Gleichzeitig repräsentiert das CC-SPMD einen der departementsübergreifenden „BEST“-Cluster innerhab der ETH. „BEST“ ist eine im Jahr 2003 gestartete Initiative für den Bereich Bioengineering, Biosystems und Biotechnologie. (1) Ziel des Kompetenzzentrums ist die systematische Erforschung von Stoffwechselstörungen, die zum Beispiel zu Übergewicht und, als Folge davon, zu Typ-2-Diabetes, oder zu Herzkrankheiten führen können. – Ein ganzes Paket von Krankheiten also, das aufgrund von falscher Ernährung und Bewegungsmangel in den Industrieländern bald epidemische Ausmasse annehmen wird, wie Willy Krek, ETH-Professor für Zellbiologie, ausführte: „Wir wollen künftig nicht mehr warten, bis erste Krankheitszeichen erkennbar sind“, sagte Krek. „Vielmehr sollen solche vorhergesagt und bekämpft werden, bevor sie Wurzeln schlagen. Weg vom Akut-Reaktiven also: Das ist medizinisch ein grundlegend neuer Ansatz.“ Kulturelle Differenz Neben den hoch gesteckten wissenschaftlichen Zielen war für die Manager aus Industrie und Organisationen besonders auch von Interesse, wie die Grundlagenforschung eines CC-SPMD in der Anwendung zu wirtschaftlich lohnenden Resultaten führen kann. Wilhelm Krek führte hier die Entwicklung von Biomarkern ins Feld, welche die quasi „unsichtbaren“ molekularen Eigenschaften einer Person abbilden. Zu diesen gehören etwa die Wahrscheinlichkeit, an einem bestimmten Leiden zu erkranken oder spezifische Reaktionsmuster auf Umwelt und Ernährung.
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In der Diskussion öffnete sich eine gewisse Kluft zwischen dem wiederholt postulierten Anspruch des uneingeschränkten Austauschs von Wissen gerade zwischen Hochschulen und Industriepartnern, und dem Bedürfnis, sein geistiges Eigentum zu schützen. Dies sei nur ein Aspekt einer kulturellen Differenz, die es beim Transfer von Forschungswissen in die Wirtschaft zu überbrücken gelte, erklärte Thomas von Waldkirch, Mitbegründer des Zürcher Technoparks: Für Wissenschaftler seien Anerkennung, Wissen und Wissensaustausch zentral. Unternehmer hingegen würden in den Kategorien Geld, Markt und Profitabilität denken. Damit Wissen zur Innovation wird, sei es entscheidend, Know-how verfügbar zu machen. Zeitfaktor: Chance und Bürde für die Hochschulen „Die universitäre Grundlagenforschung kann sich im Gegensatz zur Industrieforschung über längere Zeiträume auf ein Problem konzentrieren“, sagte dazu Matthias Peter, ETH-Professor für Biochemie. Dies sei eine Chance für die Hochschulen. Woran es aus Sicht der Forschenden aber noch mangle, seien erprobte Wege, um potentiell interessante Entdeckungen sehr früh dem Markt anzunähern, so Peter. Dass es dabei gerade die von allen Seiten umschwärmten Life Sciences nicht leicht haben, skizzierte an dem Treffen Ernst Hafen, Entwicklungsbiologe an der Universität Zürich und designierter ETH-Präsident, aus der eigenen Erfahrung mit seiner Biotech-Firma „The Genetics Company“. Der enorm hohe Zeitaufwand für markttaugliche Entwicklungen verunmögliche es manchem Jungunternehmern in diesem Gebiet, sich auf dem Risikokapitalmarkt die nötigen Finanzen zu beschaffen. „Venture Capitalists denken in Zeiträumen von wenigen Jahren“, so Hafen. „Das ist zu kurzfristig; wir müssen andere Finanzierungsmöglichkeiten finden.“ |
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Literaturhinweise:
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