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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 22.04.2005 06:01

Festakt zum 150. Geburtstag der ETH
"Ein Tag zum Hochleben"

Am offiziellen Festakt der ETH zum 150-Jahr-Jubiläum überbrachte Bundespräsident Samuel Schmid am 21. April vor 500 Gästen die Glückwünsche des Bundesrates. Weitere Festreden hielten der Wissenschaftshistoriker Peter Galison (Harvard) und der Kulturhistoriker Wolf Lepenies (Berlin). Die Modeatoren Gerd Folkers und Annette Oxenius gaben dem Kürzel ETH aus gegebenem Anlass einen neuen Inhalt: "Ein Tag zum Hochleben."

Norbert Staub

Er mache es für einmal anders als üblich und setze an den Anfang seiner Begrüssung den Dank, sagte ETH-Präsident Olaf Kübler gestern Nachmittag zu den gut 500 Gästen, die zum offiziellen Jubiläums-Festakt der ETH in der Haupthalle der ETH erschienen waren. Zu danken sei zum Beispiel den 108 Bundesräten, welche seit 1848 Wesentliches zum Gedeihen der ETH Zürich beigetragen hätten, aber auch der Schweizer Bevölkerung, die immer zur Bundeshochschule gestanden sei und natürlich all jenen, die die ETH seit 150 Jahren mit Leben und Geist gefüllt haben; den Studierenden, Professoren und Mitarbeitenden. "Welcome Tomorrow" - der Jubiläumsslogan versinnbildliche genau das, was die ETH ausmache, sagte Kübler. So stehe "Welcome" für die Offenheit der ETH gegenüber den Erwartungen der Bevölkerung an Wissenschaft und Forschung. Und "Tomorrow" mache klar, dass die ETH aktiv die Zukunft gestalten wolle.

Führten als Moderatoren mit sicherer Hand durch den Tag: Die ETH-Professoren Annette Oxenius und Gerd Folkers. gross

Drei Annäherungen

Drei Festredner näherten sich der ETH aus einem je für sie bezeichnenden Blickwinkel - aus dem politischen, dem wissenschafts- und dem kulturgeschichtlichen. Der künstlerische Rahmen stammte vom Schweizer Dirigenten und Komponisten Armin Brunner. Er arrangierte speziell für den ETH-Geburtstag Festmusiken quer durch die Musikgeschichte für ein erweitertes Bläserensemble, das "ETH Jubilee Ensemble".

Bundespräsident Samuel Schmid überbrachte die Gratulationen der Landesregierung. Eine damals überaus kühne Idee, die Schaffung einer Institution "zur Herstellung der Zukunft" sei so gut gelungen, dass wir auch nach 150 Jahren vorausschauen könnten, sagte Schmid. Und mit dem Campus-Projekt Science City werde das Fenster zur Zukunft erneut weit aufgestossen. "Ich bin überzeugt, dass auch diese kühne Idee Wirklichkeit werden wird", so der Bundespräsident. Den Studierenden zollte er seinen Respekt für ihre Leistungen. Die ETH biete ihnen Gelegenheit, ihr Potential voll auszuschöpfen - "zum Wohle des Landes, aber durchaus auch zu ihrem persönlichen Vorteil". Es sei legitim, nach Erfolg, Ruhm und Reichtum zu streben, sofern dies alles auf Leistung beruhe, meinte der Bundespräsident - auf Leistung, die zum Fortschritt und damit zum Wohl der Welt beitrage.

Verantwortung: "Nicht übertragbar"

Die Politik sieht Samuel Schmid in der Rolle "als Helfer des Forschers". Sie sei nicht dazu da, "dem Forschenden sein Programm vorzuschreiben" ; Freiheit sei ein wichtiges Kriterium für die von den Peers kürzlich bekräftigte und vom Bundesrat aufmerksam registrierte Exzellenz. Recht ausführlich äusserte Schmid sich dann zum Thema Verantwortung in der Wissenschaft, insbesondere in den Life Sciences. Es beschäftige zunehmend auch Öffentlichkeit und Politik. Den Forschenden komme "die unübertragbare Sorge für eine verantwortliche Wissenschaft zu", hielt Schmid fest. Dazu gehörten eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft und die Bereitschaft, die eigenen Leistungen nicht als absolut zu setzen.


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Stolz auf die ETH: Bundespräsident Samuel Schmid. gross

Drei sich kreuzende Wege

Der Wissenschaftshistoriker Peter Galison lehrt und forscht in Harvard. In seinem scharfsinnigen, auf Englisch gehaltenen (aber nicht aus diesem Grund für das Publikum sehr anspruchsvollen) Vortrag schilderte Galison, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der "Kreuzung von Physik, Philosophie und Technologie unsere moderne Beschreibung des Universums geschaffen wurde". An dieser Kreuzung sei Albert Einstein gestanden, als er an der ETH studierte und später im Berner Patentamt arbeitete. Galison zeigte, dass Einstein in dieser Zeit - wie seinen zeitgenössischen Forscherkollegen - viel an der Verbindung der drei Sphären gelegen war.

In der Absicht, in Anlehnung an Michel Foucault eine "Geschichte der Zukunft" zu skizzieren, schlug Galison einen Bogen von Einsteins Wunderzeit zu dem, was die Physik heute beschäftigt. Nach Jahrzehnten der scheinbar stabilen Abgrenzungen habe die String-Theorie Mathematiker und Physiker zu einer echten Zusammenarbeit geführt . Das habe beiden Gebieten völlig neue Perspektiven eröffnet und String-Theoretiker zudem unter dem Stichwort "Anthropisches Prinzip" in einen heftigen philosophischen Disput verwickelt. Solche Auseinandersetzungen wertet Galison als ein Symptom dafür, dass die "reinen" Disziplinen derzeit aufgebrochen werden und sich neu formieren.

Begrüsste zum Fest: ETH-Präsident Olaf Kübler (l.). Stellte die Gründungsidee des "Poly" neben Gottfried Kellers Selbstverständnis als Mensch und Künstler: Wolf Lepenies. gross

Zu den "Hochschulen als Kulturträger" äusserte sich abschliessend Wolf Lepenies, Rektor des Wissenschaftskollegs zu Berlin. Lepenies stellte die Gründung der ETH in einen kulturwissenschaftlichen Zusammenhang, indem er die sprichwörtliche Lebensferne der Akademiker und Künstler kritisch beleuchtete - durch die Brille eines "Beinahe-Mitglieds der ETH": Gottfried Keller (der einen Ruf als Literaturprofessor nicht annahm). In dessen Biografie sieht Lepenies eine Alternative zum ungebundenen Künstlertum verwirklicht, die "produktiv gemachte Spannung von Kultur und Bürgertum". Und im Ziel, das mit der Polytechnikumsgründung verfolgt wurde, erblickt Lepenies eine Parallele dazu: Die Verbindung von individueller Freiheit und bürgerschaftlicher Verpflichtung. "Darin liegt die entscheidende Aufgabe der Hochschulen", so Lepenies.

Auch ein trauriger Moment

Das Drehbuch sah sicher nicht vor, den Festakt zur fröhlichen Geburtstagsparty werden zu lassen - dafür war eher die anschliessende Event in der Bahnhofshalle vorgesehen. Dass ein gewisser Ernst den Anlass prägte, liegt aber wohl auch daran, dass der Unfalltod des beliebten ETH-Professors Markus Meier nur wenige Tage zurückliegt ("ETH Life" berichtete). Olaf Kübler erinnerte an den Verstorbenen. Dieser sei eine ideale Verkörperung des ETH-Professors: "Markus Meier hat die Verbindung von Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit beispielhaft vorgelebt."


Fussnoten:
(1) Link zum aktuellen "ETH Life"-Bericht zum "Happy-Birthday"-Event mit der Bevölkerung im Zürcher Hauptbahnhof: www.ethlife.ethz.ch/articles/tages/JubiHB.html



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