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ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 03.11.2006 22:00

Rektor Konrad Osterwalder übernimmt Amtsgeschäfte des Präsidenten
Die ETH in die Zukunft führen

Nach dem Rücktritt von Ernst Hafen vom vergangenen Mittwoch hat ETH-Rektor Konrad Osterwalder die Funktionen des Präsidenten der ETH Zürich übernommen. Er werde für nahtlose Kontinuität in Forschung, Lehre und Dienstleistung der ETH sorgen, sagte Osterwalder am Freitag an einer Medienorientierung. Eine der Grundlagen des bisherigen Erfolgs der Hochschule sei ihre Reformfreude. Osterwalder will die Zukunft der ETH nun im Dialog mit allen internen Gruppierungen weiter gestalten.

Norbert Staub

Nach dem Rücktritt von ETH-Präsident Ernst Hafen hat Konrad Osterwalder zusätzlich zu seinen bisherigen Funktionen die Amtsgeschäfte des Präsidenten übernommen. Konrad Osterwalder ist Professor für mathematische Physik und als Rektor seit 1995 für den Bereich der Lehre der ETH Zürich zuständig. Unter Osterwalders Leitung hat die ETH als eine der ersten Schweizer Universitäten vollständig auf die internationale Studienstruktur mit Bachelor- und Masterdiplom umgestellt.

Gleichgewicht der Interessen

„Ich übernehme das Präsidium der ETH zwar überraschend und in einer aussergewöhnlichen Situation. Trotzdem bin ich bestens dafür gewappnet“, sagte Osterwalder am Freitag an einer Medienkonferenz an der ETH Zürich. „Ich kenne diese Hochschule in all ihren Facetten und werde für nahtlose Kontinuität sorgen“, so der neue Chef der ETH. Die Ereignisse der vergangenen Tage hätten die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Leitungsebene gelenkt. Die Debatte um die Führungsstruktur sei teilweise hart und schmerzhaft verlaufen. „Sie war aber auch Zeichen einer intakten ETH-Kultur, bei der Lösungen immer im Dialog erarbeitet werden.“

Vorübergehend ein Dreiergremium: Die Schulleitung mit Dimos Poulikakos, Konrad Osterwalder und Gerhard Schmitt (v.l.). gross

Starke Führung und Mitsprache

An der Notwendigkeit, die ETH immer wieder an den Ansprüchen der globalisierten Wissenschaft auszurichten, werde sich auch unter seiner Führung nichts ändern, sagte Osterwalder: „Über den Weg, wie dieses Ziel zu erreichen ist, wird zu diskutieren sein.“ An der ETH stehe der relativ ausgeprägten Hierarchie der Organisation mit einem starken Präsidenten ein ebenso ausgeprägtes Mitspracherecht aller Gruppierungen der Hochschule gegenüber. Dieses gelte es immer einzubeziehen. Mitsprache sei allerdings nicht mit Mitbestimmung gleichzusetzen, die Entscheide müssten letztendlich Sache des Leitungsgremiums bleiben. Reformieren heisse nicht, begangene Fehler auszubügeln, sagte Osterwalder auf die entsprechende Frage eines Journalisten. „Es ist entscheidend, dass wir uns ständig den neuen Gegebenheiten anpassen, um Probleme der Zukunft vorwegnehmen zu können.“

Bei der Entwicklung der Führungs- und Organisationsstrukturen setzt Konrad Osterwalder auf Prozesse, die sich intern bewährt haben. „Mein Ziel ist eine starke Führung, die sich gut vernetzt und aufmerksam zuhört.“ Zum in den vergangenen Tagen in den Medien wiederholt benutzten Stichwort „Amerikanisierung“ hielt Osterwalder fest, dass alle Mitglieder der Schulleitung über insgesamt 36 Jahre Erfahrung an Universitäten in den USA verfüge, „und nicht an den schlechtesten.“ Diese Erfahrungen – vom Status des Studenten bis zum Professor – würden der Schulleitung die Vorteile des US-Hochschulsystems vor Augen führen, aber auch seine Limiten.

Flaggschiff ETH Zürich

Die ETH-Kultur sei eine der Grundlagen der ausserordentlichen wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit der ETH, die nie in Frage stand. Die ETH sei und bleibe das Flaggschiff von Bildung und Wissenschaft in der Schweiz, das er vom ersten Tag an entschlossen in die Zukunft steuern wolle. Kennzeichnend für die ETH sei auch ihre Reformfreudigkeit.


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Im Zentrum der Aufmerksamkeit: Konrad Osterwalder erklärte am Freitag, welche Schwerpunkte er in seiner Funktion als ETH-Präsident setzen will. gross

Osterwalder nannte in diesem Zusammenhang die Autonomie der Departemente und die Bologna-Reform, welche die ETH mit einer Konsequenz durchgeführt habe, die schweiz- und europaweit beispielgebend ist. Angesprochen auf das Verhältnis zum ETH-Rat stellte Konrad Osterwalder fest, dass die Zusammenarbeit durch die gesetzliche Grundlage geregelt sei. „Die Hochschule ist operativ autonom. Der ETH-Rat ist das Aufsichtsgremium für die langfristige Planung.“ Beim jetzt einsetzenden Auswahlprozess für einen Nachfolger des ETH-Präsidenten seien die Professoren frei, ihre Anregungen zu geben.

Fokus auf Lehre, Forschung und Strukturen

Schwerpunkte will Konrad Osterwalder bei der Weiterentwicklung der Bachelor-Ausbildung, bei den neu lancierten Masterprogrammen, bei der Spitzenforschung, bei der Internationalisierung und beim Dialog mit allen ETH-Angehörigen setzen. „Wir sind zwar eine betont international ausgerichtete Institution. Doch von den Bachelor-Studierenden an der ETH stammen bis zu 90 Prozent aus der Schweiz. Ihre Bedürfnisse wollen wir nach wie vor in unsere Überlegungen einbeziehen.“

Im Bereich Forschung will die Schulleitung die zahlreichen zukunftsgerichteten Projekte weiter stärken und ausbauen, genauso das weit gespannte Netz internationaler Zusammenarbeit. Als Schwerpunkte nannte Dimos Poulikakos, Vizepräsident Forschung, SystemsX, die gemeinsam mit anderen Schweizer Hochschulen gestartete Initiative zur Systembiologie, des weiteren das Competence Center Environment and Sustainability für Top-Forschung im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit sowie Quantum Tera, ein Programm, das die Leistung von Rechnern und Kommunikationssystemen mit Hilfe von Quanteneffekten vervielfachen soll.

Gerhard Schmitt betonte, dass die bereits laufende ETH-Mehrjahresplanung 2008 bis 2011 wie beabsichtigt und problemlos weiterlaufe. Getragen werde sie von den Departementen. Die ETH lebe ihre ambitionierte Strategie ausser im Kerngeschäft Forschung und Lehre auch in der Infrastruktur, etwa im Projekt des nachhaltigen Campus Science City am Hönggerberg oder in der Planung des Hochschulgebiets im Zentrum gemeinsam mit anderen Zürcher Bildungs- und Kulturinstitutionen.

Zwei Hüte

Ein Journalist wies auf einen Zeitungskommentar dieser Tage hin, in welchem der stolzen Hochschule jetzt Selbstvertrauen und Selbstkritik empfohlen wurde. Das könne er unterschreiben, sagte Konrad Osterwalder – es sei an der ETH aber auch noch nie anders gewesen. Erfolg habe nur, wer immer selbstkritisch nach Verbesserungsmöglichkeiten suche, Makellosigkeit gebe es nicht.

Er trage nun zwei Hüte, so Osterwalder, und es gelte für ihn jetzt, zusätzliche Energien frei zu machen. Temporär würden die Aufgaben im Führungsgremium der ETH teilweise neu aufgeteilt. Eine entscheidende Unterstützung bilde der grosse Rückhalt, den ihm die Professorenschaft gebe.


Rasch beginnendes Auswahlverfahren

Bis ein neuer Präsident vom Bundesrat gewählt ist, besteht die Schulleitung der ETH aus Konrad Osterwalder, Gerhard Schmitt (Vizepräsident für Planung und Logistik) und Dimos Poulikakos (Vizepräsident für Forschung). Ihre Handlungsfähigkeit ist auch als Dreiergremium sichergestellt. Der ETH-Rat hat am Freitag bekannt gegeben, dass der Findungsprozess für den neuen ETH-Präsidenten möglichst rasch eingeleitet werde. Es solle zudem geprüft werden, ob am Verfahren Korrekturen vorzunehmen sind.






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