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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 07.02.2005 06:00

ETH World-Showcase zum Projekt “Internet-Telefonie”
PolyPhon kommunizieren

Letzten Mittwoch präsentierten Armin Brunner von den Informatikdiensten und Michele De Lorenzi von ETH World im Rahmen des letzten ETH-Showcase (1) erstmals das Projekt “PolyPhone”.(2) Ziel ist es, nicht nur die Internet-Telefonie einzuführen, sondern generell die gesamte Kommunikation übers Internet zu revolutionieren. Eine Vision, die voraussichtlich im Herbst Realität werden könnte.

Von Jakob Lindenmeyer

„Wir wollen Communities bilden!“, umreisst Projektleiter Armin Brunner seine Motivation fürs Projekt "PolyPhone". (2) Denn heute arbeiten Studierende und Mitarbeiter nicht mehr nur in Büros, Hörsälen und Computerräumen, sondern zunehmend auch zu Hause oder irgendwo auf der Welt. Brunner will nun die Werkzeuge bereitstellen, um solche flexible Arbeitsformen zu unterstützen.

Mehr als nur Internet-Telefonie

Erreicht werden soll dies beispielsweise mit der Internet-Telefonie. „Die Technologie ist reif – also werden wir sie auch schon bald breitflächig allen ETH-Angehörigen anbieten“, so Brunner. Die Vorteile liegen in der Mobilität und bei den „Added value features“, denn: „Das Projekt „PolyPhone“ ist mehr als nur Internet-Telefonie; es umfasst die ganze integrierte Kommunikation übers Internet“, erklärt Brunner. Dabei werden Sprache, Video, Präsenz und Instant Messaging als neue Services angeboten. Diese könnten mit den bestehenden Services wie E-Mail und dem digitalen Terminkalender verkoppelt werden, so dass beispielsweise Mail- und Telefonanfragen bei Ferienabwesenheit, Teilzeitarbeit, während eines Sitzungstermins oder einer Vorlesung automatisch an die vorprogrammierte Stelle weitergeleitet werden.

Die schematische PolyPhone-Architektur am Beipsiel eines Anrufs eines PolyPhone-Nutzers an eine ETH-Telefonnummer. gross

"No Fun!"

Über das sip.edu-Projekt (siehe Kasten) laufen schon heute die Computer-Telefonate zu zahlreichen amerikanischen Universitäten übers Internet statt übers Telefonnetz. Die ETH war als erste Europäische Uni mit dabei und in nächster Zeit soll das Projekt weiter ausgebaut werden. Dadurch sparen die sip-Telefonierer und die Universitäten Telefon-Gebühren. „Doch das war gar nicht unser primäres Ziel“, entgegnet Brunner. Da stecke zuwenig Innovation drin. "No Fun!"


SIP: Session Initiation Protocol

Das Session Initiation Protocol oder SIP ist ein Protokoll, das die Kommunikation via Internet ermöglicht. Dabei werden momentan sowohl Sprache und Video, als auch Präsenz-Information und "Instant Messages" unterstützt. SIP definiert den Aufbau von Verbindungen zwischen zwei oder mehreren Geräten und den dahinter stehenden Personen. Das Universitäts-Netzwerk „SIP.edu“(3) zählt weltweit mittlerweile bereits über 150'000 Nutzer.

Das Vorgängerprojekt „sipETH“ (4) beabsichtigte, den Campus der ETH überall dorthin zu erweitern, wo sich ETH-Angehörige aufhalten. Unabhängig davon, ob sie im ETH-Zentrum, auf dem Hönggerberg, zu Hause, unterwegs oder an einer anderen Universität sind. Die Erkenntnisse aus diesem Explorationsprojekts sind nun ins Nachfolgeprojekt „PolyPhone“ eingeflossen.




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Die zahlreichen SIP-Endgeräte unterstützen neben Sprach- teilweise auch Video-Kommunikation und "Instant Messages". gross

Ergänzung statt Ersatz

Das Projekt "PolyPhone" ist nicht gedacht als Ersatz für die Business-Telefonie. Viel eher handelt es sich um eine Ergänzung. Denn bei der Internet-Telefonie habe man mangels Netzkontrolle keine Verfügbarkeits-Garantie, keine Qualitäts-Garantie und auch bei den zahlreichen Möglichkeiten an Endgeräten ist nur ein limitierter Support möglich. „Generell wollen wir uns in diesem Projekt davon lösen, immer alles unter Kontrolle haben zu wollen“, umschreibt Brunner die neue Experimentier-Philosophie im Internet-Zeitalter. „Wir müssen uns vielmehr nach den neuen Bedürfnissen der Community ausrichten.“ Auch wenn sich diese allenfalls in Games oder Peer-to-Peer-downloads zeigen.

Armin Brunner demonstriert am Showcase ein WLAN-Telefon fürs ETH-Funknetz: „Diese Technologie kann ich noch nicht empfehlen.“ gross

Die grosse Vision des Projekts "PolyPhone" besteht nun aber darin, dass man die Internet-Kommunikation nicht nur im Moment ermöglicht, sondern die Kommunikations-Infrastruktur auch zeitlich erweitert. „Wir wollen Netzwerke aus der Studizeit in die Welt hinaustragen“, fasst Brunner das grosse Ziel in Worte. „Wenn ein Mitarbeiter oder ein Studierender die ETH verlässt, soll er über die lebenslange Erkennungs-Nummer und E-Mail-Adresse für seine weitere Karriere auch sein gesamtes Beziehungsnetz mitnehmen können.“ Dadurch soll der ETH-Campus auch zeitlich erweitert werden.

Vision des Showcase-Plakats: Eine lebenslange persönliche PolyPhon-Nummer für jeden ETH-Angehörigen. gross

Beziehungsnetz mitnehmen

„Mit diesem Projekt sind wir weltweit die Ersten“, freut sich Brunner. Bereits gab es Anfragen vom renommierten MIT mit der Absicht das Projekt zu kopieren. Noch gibt es allerdings einige rechtliche Probleme zu klären, um auch die ETH-Alumni mit einzubeziehen. Trotzdem ist Brunner zuversichtlich, mit dem PolyPhone-Projekt Mitte Mai dieses Jahres in die Pilotphase zu starten. „ETH Life“ wird darüber berichten.


Literaturhinweise:
Website des Projekts „PolyPhone – Internettelefonie und mehr für die ETH-Community“: www.polyphone.ethz.ch

Fussnoten:
(1) ETH World-Website, auf der in einer Woche ein Video-Stream über den Showcase zu sehen sein wird: www.ethworld.ethz.ch/events/showcase/showcase_brunner_DE
(2) Projektbeschrieb: „PolyPhone – Internettelefonie und mehr für die ETH-Community“: www.id.ethz.ch/projects/aktuell/polyphone/Projekt-PolyPhone.pdf
(3) Website der Internet2 SIP.edu Initiative: http://voip.internet2.edu/SIP.edu/
(4) Website des Explorations-Projekts: sipETH: www.ethworld.ethz.ch/technologies/sipeth/index_DE



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