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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 11.11.2003 06:00

XXVIII Olympische Sommerspiele: ETH-Studentinnen bei der Vorbereitung
Neun Monate bis Olympia

Gleich mehrere ETH-Studentinnen und -Studenten wollen an den Olympischen Sommerspielen in Athen teilnehmen. Wer mitmachen darf, ist noch offen; die letzten Qualifikationen werden demnächst durchgeführt. Die Sommerspiele finden vom 13. bis 29. August 2004 statt (1). ETH Life sprach im Vorfeld mit drei möglichen Teilnehmerinnen.

Interview: Michael Breu

Carolina Lüthi, du bis Ruderin. Was muss ich mir darunter vorstellen?

Carolina Lüthi: Ich fahre den Frauen-Einer. Auf den ersten Blick sieht Rudern einfach aus: Beinstoss, Kraftübertragung in den Rücken, Armzug und wieder Vorrollen in die Ausgangsposition. Doch es gibt einen kleinen, aber wichtigen Unterschied zum „gewöhnlichen“ Rudern: Wir sitzen und schauen nicht in Fahrtrichtung. Das macht das ganze schwierig.

Nadine Kurt, du ruderst ebenfalls. Was ist der Unterschied zu Carolinas Frauen-Einer?

Nadine Kurt: Ich betreibe die Sportart „Kanu Wildwasser Slalom“. Beim Kanuslalom wird eine Wildwasserstrecke mit zwanzig Toren befahren und dies in zwei Läufen von zirka 120 Sekunden. Ziel ist, möglichst schnell den Parcours mit Abwärts- und Aufwärtstoren zu bewältigen. Wird ein Tor verpasst oder falsch befahren, dann gibt es einen Zeitzuschlag von 50 Sekunden, berührt man einen Torstab, dann gibt es einen Zuschlag von 2 Sekunden.

Simone Kuhn, welche Sportart betreibst Du?

Simone Kuhn: Beach-Volleyball. Was das ist, muss ich wohl nicht erklären, oder? Diesen Sport betreibe ich nun die dritte Saison. Vorher habe ich etwa zehn Jahre Indoor-Volleyball gespielt.

Caroline und Nadine, wie lange rudert ihr schon?

Lüthi: Leistungsmässig seit elf Jahren.

Kurt: Ich habe 1989 im Alter von 12 Jahren begonnen. Es sind jetzt also 14 Jahre.

Was braucht es, um an die Weltspitze zu kommen?

Kurt: Viel, viel Training! Vor allem die Technik und die Erfahrung sind wichtig, da im Wettkampf oft spontan entschieden werden muss.

Kuhn: Auch der Glaube, dass man es schaffen kann, ist sehr wichtig. Er erleichtert das tägliche Trainieren. Und als Schweizerin, die Beach-Volleyball spielt, gehört auch recht viel Idealismus und Organisationstalent dazu: Die Strände liegen bei uns ja leider nicht vor der Haustüre…

Als Spitzensportlerinnen müsst ihr oft zwischen Studium und Sport entscheiden. Wie bringt ihr beides unter einen Hut?

Lüthi: Der Rudersport ist trainingsintensiv, und im vorolympischen und jetzt im olympischen Jahr ist es schlicht nicht möglich, zweigleisig zu fahren. Da ich an den Weltmeisterschaften im August 2003 einen Olympia-Quotenplatz für unser Land errudert habe, entschied ich mich, nochmals alles auf den Sport zu setzen. Ich unterbreche deshalb mein Studium der Lebensmittel-Wissenschaften für ein Jahr.

Kurt: Dies ist wirklich ein grosses Problem! Mein Terminkalender ist stark ausgebucht, das Zeitmanagement ist deshalb sehr wichtig. Ich muss Prioritäten setzen und abwägen, was im Moment wichtiger ist: trainieren oder lernen. Oft kommt dabei die Erholung zu kurz. Ich bin auch auf gute Studienkollegen angewiesen, die mir helfen, das Verpasste aufzuholen. Zum Glück habe ich die stressige Zeit hinter mir, da ich im Diplomarbeitssemester (Bewegungs- und Sportwissenschaften, 9. Semester) bin und die Schlussprüfungen hinter mir habe. Jetzt kann ich die Priorität auf den Sport setzen!

Kuhn: Wenn ich mich im Moment entscheiden müsste zwischen Studium und Sport, würde sie eher zu Gunsten des Sports ausfallen. Aber bis jetzt habe ich immer beides mehr oder weniger unter einen Hut gebracht. Im Studium (Turn- und Sportlehrer, 5. Semester) kommt man mir wo es geht entgegen. Zudem habe ich absolut tolle Studienkollegen, die mich auf dem Laufenden halten und mich bei meinen Absenzen bestens vertreten. Natürlich wäre ich gerne öfters an der Hochschule, um das Studentenleben mehr geniessen zu können.


Nadine Kurt an der Weltmeisterschaft: In der Disziplin "Kanu Wildwasser Slalom" holte sie einen Quotenplatz für die Schweiz. Bild: Wolfgang Risse gross

Wie viele Stunden investiert ihr in den Sport?

Kurt: Pro Woche trainiere ich neun bis zwölf Mal. Das ergibt eine reine Trainingszeit von 12 bis 18 Stunden pro Woche. Dazu kommen oft lange Anfahrtswege fürs Training wegen ungünstigen Wildwasserbedingungen in Zürich. Viele Trainings finden im angrenzenden Frankreich bei Basel statt.

Lüthi: Die Netto-Trainingszeit beläuft sich auf etwa 25 Stunden pro Woche. Hinzu kommen Fahrzeit zum Trainingsort, Bootspflege, Trainingsanalysen und -besprechungen. Ich trainiere hauptsächlich im Vierwaldstättersee in Luzern und auf dem Bodensee in Radolfzell (D). Wir trainieren das ganze Jahr hindurch auf dem Wasser – auch im Winter!

Kuhn: Wenn wir in der Vorbereitungsphase sind, dann steht täglich Beach-Volleyball mit ein bis zwei Einheiten auf dem Programm. Dazu kommt drei Mal pro Woche ein Krafttraining.

Die Olympischen Spiele finden in etwas mehr als einem halben Jahr statt. Welche Vorbereitungen müsst ihr noch treffen? Wie steht’s mit den Qualifikationen?

Kurt: Im April muss ich in Athen und im Mai in Spanien und Italien an Qualifikationswettbewerben meinen Quotenplatz verteidigen und die beste Schweizerin sein. Zur Vorbereitung auf diese wichtigen Wettkämpfe werde ich im Dezember in Neuseeland trainieren und im Januar in einem Trainingslager in Sydney sein. Der Winter hier in Zürich ist einfach zu kalt, und zudem fehlt auch eine Wildwasserstrecke.

Kuhn: Die internationale Limite – Top 24 der Welt und nur zwei Teams pro Land – erfüllen wir problemlos als momentane Weltranglisten 11. Die Limite für die Sommerspiele sollten wir zudem mit dem 4. und den zwei 5. Rängen auf der World Tour eigentlich in der Tasche haben. In der kommenden Saison müssen wir dieses Resultat nochmals bestätigen, was wahrscheinlich ein erneuter Platz 5 heissen wird.


Telegramm

(mib) Während die Interviews mit Carolina Lüthi, Nadine Kurt und Simone Kuhn zwischen einzelnen Wettkämpfen per E-Mail stattfinden, erreicht uns ein Telegramm von der ETH-Sportstudentin Carolina Ranft: „Ich befinde mich gerade in Athen, um mich langsam auf das olympische Klima einzustellen“, schreibt sie. „In Athen nehme ich an den Preolympics teil, einem Test-Event in der 470er-Klasse im Segeln. Bei uns sind noch keine Vorausscheidungen gelaufen. An der WM in Cadiz können wir unser Land qualifizieren, im Mai 2004 müssen wir dann an der WM in Zadar, Kroatien, nochmals die Nation qualifizieren und uns selber als Mannschaft, wenn wir den 14. Nationenrang erreichen. Das entspricht etwa dem 15. Gesamtrang, ein Kriterium das von Swiss Olympic festgelegt wurde.“

Ebenfalls die Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele haben der Mathematik-Student Jens Reuter und die ehemalige KV-Lehrtochter Magdalena Brunner (heute Seminar für Statistik) ins Auge gefasst. Der Crawl-Schwimmer Jens Reuter (50 und 100 Meter) verbesserte Ende August an der Sommeruniversiade seine Bestzeit, schied jedoch in den Vorläufen aus. Magdalena Brunner ist Synchronschwimmerin.




Fussnoten:
(1) Olympische Sommerspiele: www.olympic.org/, www.athens2004.com/ und http://athens2004.swissolympic.ch/



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