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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 27.02.2004 06:00

„Schweizer Jugend forscht“ an der ETH
„Naturwissenschaft macht Spass“

Zum zwölften Mal fand während den letzten fünf Tagen an der ETH Zürich die Studienwoche „Werkstoffe“ statt, durchgeführt am Departement Materialwissenschaft (1), lanciert von der Stiftung „Schweizer Jugend forscht“. Drei junge Frauen und 13 Männer haben sich dafür interessiert. Morgen Samstag findet im TechCenter in Reinach die Schlusspräsentation statt, zusammen mit den Teilnehmern der Studienwoche „Forschen in der Chemie“.

Von Michael Breu

„Naturwissenschaft ist lässig“, findet Benjamin Hartwig aus Bever (GR), „Naturwissenschaft macht Spass“. Seit fünf Tagen schnuppert der Gymnasiast der Academia Engiadina nun am ETH-Institut für Metallforschung und Metallurgie im Rahmen der Studienwoche „Werkstoffe“. Er findet: „Mir gefällt’s, weil man einen guten Einblick in die Forschung bekommt.“ Auch Claudia Bach aus Gstaad (BE) ist begeistert. Eigentlich wollte sie sich für die Studienwoche „Forschen in der Chemie“ anmelden, trotzdem ist sie mit der Wahl ganz zufrieden: „Es ist sehr spannend hier am Institut. Ich erfahre hier Sachen, von denen ich zuvor noch nie etwas gehört habe“, sagt die Schülerin des Gymnasiums Hofwil.

Benjamin Hartwig und Claudia Bach werden von Markus Diener, Senior Scientist am Institut für Metallforschung und Metallurgie, betreut. Er ist von Anfang an dabei, leitet also bereits die zwölfte Studienwoche. „Wir wollen für unser Studienfach werben, das Studium an der ETH schmackhaft machen“, erklärt der Wissenschafter. Für das Departement sei es eine ideale Werbeplattform: „Zwei bis drei Teilnehmer studieren später Materialwissenschaft.“ Auch die jungen Frauen und Männer könnten profitieren: „Losgelöst vom schulischen Rahmen sehen und erfahren sie wie Wissenschafter arbeiten.“

Von Archäologie bis Wildtierbiologie

Ausgeschrieben wird die Woche jeweils von der Stiftung „Schweizer Jugend forscht“ mit Sitz in Basel (2). Neben der Studienwoche „Werkstoffe“ werden an der ETH Zürich auch Praktika in Agrar- und Lebensmittelwissenschaften, Bauingenieurwissenschaften und Mathematik angeboten. Einen eigenen Kurs ausschliesslich für junge Frauen gibt’s in Maschinenbau und Verfahrenstechnik. Ebenso führt die Stiftung an der ETH die „Studienwoche für Gymnasiasten und Gymnasiastinnen“ durch.

Claudia Bach analysiert die Zugfestigkeit eines Magnesiumbolzens. gross

Eingeführt wurden die ersten Studienwochen Ende der 1980er-Jahre im Fach Chemie. Heute werden von „Schweizer Jugend forscht“ insgesamt über zwanzig verschiedene Studienwochen für 16- bis 21-jährige Schülerinnen und Schüler angeboten; die Palette reicht von Archäologie bis zu Wildtierbiologie. Mit der Studienwoche „Werkstoffe“ will die ETH Einblick geben in die tägliche Arbeit der Materialwissenschafter. „Die Jugendlichen können bei der Anmeldung den Wunsch äussern, in welchem Fach sie schnuppern wollen“, sagt Markus Diener. Möglich sind die Bereiche: Biopolymere Werkstoffe, Makromolekulare Chemie, Polymerphysik, Kunststofftechnologie, Metallische Werkstoffe, Biomedizinische Technik, Oberflächentechnik und Biomechanik. „In diesem Jahr konnten die Wünsche aller 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfüllt werden.“ Benjamin Hartwig und Claudia Bach haben sich für metallische Werkstoffe entschieden. Nach einer allgemeinen Einführung wurden den beiden die Grundlagen der Metallographie und Werkstoffprüfung erläutert.


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Härteprüfung: Benjamin Hartwig untersucht die Brinell-Härte einer Magnesiumlegierung. gross

Nun arbeiten sie selbständig an einem Projekt über Magnesiumlegierungen, Werkstoffe, die zunehmend in der Automobil- und Flugzeugindustrie Anwendung finden.

Morgen Samstag werden im TechCenter in Reinach (BL) die Arbeiten der Studienwochen „Werkstoffe“ und „Forschen in der Chemie“ vorgestellt. Dabei müssen die Jugendlichen ihre erarbeiteten Projekte während einer Postersession vorstellen und in einem kurzen Bericht beschreiben.

Mit der Maturaarbeit an den Wettbewerb

Neben den Studienwochen bietet die Stiftung „Schweizer Jugend forscht“ seit 1967 einen nationalen Forschungswettbewerb an. Jedes Jahr nehmen gegen hundert Schülerinnen und Schüler daran teil. Vom 30. April bis 2. Mai werden die Resultate des diesjährigen Wettbewerbs in Genf präsentiert. Bewerbungen für den Wettbewerb im kommenden Jahr können ab dem 15. Mai eingereicht werden. „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich mit meiner Maturaarbeit am Wettbewerb teilnehmen werde“, sagt Benjamin Hartwig.


Vorbild „Science Fair“

(mib) „Und es gibt sie doch. Die Jugend, die sich engagiert und professionell mit wissenschaftlicher Arbeit auseinandersetzt“, schwärmt Maya Lalive d’Epinay, Präsidentin der Stiftung „Schweizer Jugend forscht“ (SJF). „Wer die originellen und ausgezeichneten Arbeiten durchgeht, die jeweils für den Wettbewerb eingereicht werden, kommt nicht umhin zu sagen: Hut ab!“

Die Stiftung „Schweizer Jugend forscht“ blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. In den späten 1960er-Jahren berichtete der Werbefachmann Peter Bächlin dem Basler Zoologie-Professor Adolf Portmann nach einem Aufenthalt in den USA vom „Science Fair“, einem Jahrmarkt der Wissenschaft. Portmann war begeistert. Er lobbyierte beim damaligen Bundesrat Hans-Peter Tschudi, beim Drogistenverband und bei Ringier – und brachte genug Geld zusammen: Ein Zustupf von Bund und Drogistenverband und eine Druckkostenbeteiligung vom Ringier-Verlag. Kurz darauf fand 1967 der erste SJF-Wettbewerb im Basler „Casino“ statt. 1970 gründete Portmann die Stiftung „Schweizer Jugend forscht“. Nur zwei Jahre später stand sie zum ersten Mal kurz vor dem Aus. Eiligst wurde nach neuen Finanzquellen Ausschau gehalten. Erfolgreich: Seit den 1970er-Jahren beteiligt sich die Basler Pharmachemie an den Kosten.

1982 jedoch schien die Stiftung erneut aufgeben zu müssen; sie stand kurz vor der Pleite. Die Rettung kam aus Herisau: Hans Höhener, damals Landammann im Appenzell-Ausserrhoden, setzte sich in seiner Funktion als Delegierter der Erziehungsdirektoren für die Finanzierung aus den kantonalen Lotteriefonds ein. Auch heute hat die Stiftung kein dickes Portemonnaie. Zwar unterstützen zahlreiche Firmen, Kantone und Serviceclubs die Ziele von „Schweizer Jugend forscht“, doch sind Geldsorgen noch immer prägend. In diesem Jahr macht SJF mit einer breit angelegten Kampagne auf sich aufmerksam; unter anderem wird Chemie-Nobelpreisträger und ETH-Professor Kurt Wüthrich als Werbeträger eingesetzt.




Literaturhinweise:
Zum gleichen Thema sind in ETH Life folgende Berichte erschienen: „55 Jugendliche auf Forschungspfaden“ vom 15. März 2002: www.ethlife.ethz.ch/articles/SchweizerJugendfors.html, „Studium auf Probe“ vom 3. Oktober 2003: www.ethlife.ethz.ch/articles/auf_probe.html und „Wüthrich als Werbeträger“ vom 16. Februar 2004: www.ethlife.ethz.ch/articles/sjf_kampagne.html.

Fussnoten:
(1) Departement Materialwissenschaft: www.mat.ethz.ch/
(2) Stiftung „Schweizer Jugend forscht“: http://www.sjf.ch



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