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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 11.12.2001 06:00

Verena Steiner verlässt die ETH
Lernen als Lebenshaltung

Letzte Woche hielt Verena Steiner, Leiterin ETH tools, ihr Abschiedsreferat. Die Lehrende des Lernens, die in kurzer Zeit verschiedenste Aktivitäten innerhalb der ETH entwickelte, kam mit ihren Ausführungen zum Lernen beim Publikum gut an.

Von Christoph Meier

Auf den ersten Blick ist es fast unheimlich, was sie alles geleistet hat. Verena Steiner kam 1994 als 46-Jährige an die ETH, und bereits 1995 entwickelte sie das Firmengründungsprogramm "Lust auf eine eigene Firma". Am ersten Oktober wurde dann ETH tools (1) unter ihrer Leitung als neue Einheit innerhalb der ETH gegründet. Im Jahre 1997 entwickelte sie und ihre Leuten zusammen mit McKinsey einen Businessplan-Wettbewerb im Hochschulbereich, der 1998 mit 500 Teilnehmenden unter dem Namen "Venture 98" zum ersten Mal durchgeführt wurde. Lustvoll ging es 1999 weiter mit Steiners Programm "Lernen mit Lust", wo sie sich als Lehrende des Lernens betätigte. Zum Jahrtausendwechsel erschien ihr Buch "Exploratives Lernen". Somit konnte Verena Steiner bei ihrem Abschiedsreferat letzte Woche auf eine reiche ETH-Vergangenheit in kurzer Zeit zurück blicken. Sie verlässt die ETH, um zunächst einer Einladung als Gastprofessorin an die Universität für Bodenkultur in Wien zu folgen und sich anschliessend als Autorin und Consultant selbständig zu machen.

Effizientes Lernen

Auf einen zweiten Blick zeigt allein der Umfang ihrer Arbeit an der ETH, dass Verena Steiner zumindest selber - wie man es von einer Lehrenden des Lernens erwartet - erfolgreich lernte. Eine weitere Bestätigung dieser Sicht brachte ihr Abschiedsreferat unter dem Titel "Über die Entwicklung der persönlichen Lernkompetenz". Darin beleuchtete sie das Thema mit Verweisen auf Geistesgrössen, die von Flaubert, Proust, Picasso, Whitehead, Chopin bis zu Zumthor reichten. Eine solche Bildung spricht für effizientes Lernen. Das wirkliches Lernen alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, demonstrierte Verena Steiner mit ihren Literaturempfehlungen. "Lernen Sie Lesen und Schreiben", "How to read a book", "Scientific writing" und "How to research" sind Titel, die auf klare Defizite hinweisen.


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Steiner Abschiedsvorlesung
Erläuterte nochmals die Wichtigkeit des Lernens: Verena Steiner bei ihrem Abschiedsreferat. gross

Auch Verena Steiners Ausführungen, was es für Stufen des Lernens gibt oder welche Kreise dabei vorkommen, liessen erahnen, wie vielseitig das Thema ist. Überraschen Einsichten wie "Die treibende Kraft beim explorativen Lernen ist die Neugier" oder "Jede Situation ist auch eine Lernsituation" vielleicht nicht jeden, so scheinen sie manchen doch zu helfen. So erzählte Verena Steiner von einem Elektroingenieur-Studenten, der nach einem Time Management Kurs bei ihr sich folgendermassen äusserte: "Ich habe die Einsicht gewonnen, dass Planen nichts Spiessbürgerliches ist."

Jede Situation eine Lernsituation

Doch nicht nur mit sinnreichen Zitaten meist historischer Personen belegte Steiner die Wichtigkeit des Lernens. Sie zeigte mit Skizzen und verwendetem Vokabular, dass sie am Puls der Zeit lebt und als promovierte Biochemikerin wissenschaftlichen Darstellungsweisen durchaus etwas abgewinnen kann. Emotionale Kurven, die drei Entwicklungsdimensionen des Lernens oder das "Aufgehen von Fragefiles" mögen als Beispiele dienen. Wer Steiner lauschte, dem wurde klar, dass an einem Abend das Thema "Lernen" nicht erschöpfend behandelt werden kann. Oder in Anlehnung an Steiners Ausführungen: Für jemand, der erfolgreich lernen gelernt hat, ist jede Situation eine Lernsituation. Das Publikum bedankte sich bei Verena Steiner am Schluss des Abends mit einem warmen Applaus für die gebotene Lernsituation.


Fussnoten:
(1) ETH tools: www.ethtools.ethz.ch/



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