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Rubrik: Tagesberichte
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Publiziert: 28.10.2004 06:00

Entwurf für die neue SAC-Hütte Monte Rosa
Urbanität und Matterhorn

ETH-Studierende entwerfen die neue SAC-Hütte Monte Rosa. Das Jubiläumsprojekt mit seinen speziellen Ansprüchen eignet sich für seinen Leiter Andrea Deplazes hervorragend, um die Leistungen des Departements Architektur nach aussen zu demonstrieren. Wie weit der Schweizerische Alpenclub der ETH folgen will, ist noch offen.

Von Christoph Meier

Am Fuss des höchsten Schweizer Gipfels, der Dufourspitze, gegenüber dem berühmtesten Schweizer Berg, dem Matterhorn, und inmitten von Gletscher, Steinen sowie Schnee – da will Andrea Deplazes die Kompetenz der ETH bezüglich Urbanität demonstrieren. Urbanität, hier im Herz der Alpen? Der ETH-Professor für Architektur bestätigt, dass er mit dem Projekt einer neuen Monte Rosa Hütte bei seinen Studierenden gerade auch das Bewusstsein für die technischen und kulturellen Grundleistungen der Stadt fördern will. „Die Abwesenheit jeglicher Infrastruktur macht die Urbanität des Projektes evident.“

Obwohl die Besucher in dieser Gegend das Naturerlebnis suchten, haben sie immer höhere Komfortansprüche an die Unterkünfte, erläutert Deplazes. „Diese Spannung von Natur und Kultur muss architektonisch umgesetzt werden.“ Doch das ist nicht die einzige Herausforderung. Auch die Präsenz des Matterhorns, dieser Ikone der Schweiz, die auch mit vielen Klischees behaftet ist, kann nicht ignoriert werden. Ein weiteres Themenfeld spannt sich auf zwischen traditioneller und zeitgenössischer Bauweise. So werden beispielsweise heute durch den Helikoptereinsatz beim Bau von neuen Hütten bevorzugt leichte Materialen und Konstruktionen eingesetzt, wohingegen früher vor allem Steine aus der Umgebung zum Zuge kamen. Zudem steht auch die Forderung nach Nachhaltigkeit im Kontrast zu einem immer kurzatmigeren Tagestourismus. „Hier insgesamt eine Synthese aufzuzeigen, das reizte mich. Gerade auch, weil man als Architekt gezwungen ist, nicht einfach eine theoretische, sondern eine praktische Antwort zu geben“, meint der ETH-Professor.

Vom Turm bis zur Containeransammlung

Andrea Deplazes war aufgrund der vielfältigen Ansprüche überzeugt, dass sich das Projekt Monte Rosa eignet, um beim Jubiläum 150 Jahre ETH die Fähigkeiten der Schule nach aussen zu tragen. Nachdem die Jubiläumsleitung unter Meinrad Eberle den Anstoss für eine Neugestaltung einer SAC-Hütte geliefert hatte, stiess Andrea Deplazes auch beim Schweizerischen Alpenclub (SAC) auf Interesse. Bereits letztes Jahr startete dann das Studio „Monte Rosa“ am Departement Architektur (1). Dieses stellt insofern ein Novum dar, da damit erstmals Studierenden die Möglichkeit geboten wurde, sich an einem Projekt zu beteiligen, das realisiert werden soll. Das Studio war schnell ausgebucht, und knapp ein Jahr später lagen zwölf Entwürfe vor (2). Diese reichten von achtgeschossigen Türmen, über ein sich an den Hang anschmiegendes Treppengebäude bis zu einer Ansammlung verschiedener Container, die zusammen einen modernen Hüttenbetrieb ermöglichen sollen.

Diesen Sommer entschieden die Verantwortlichen der ETH, dass im Studio „Monte Rosa“ einer eventuell zwei der Entwürfe vertieft werden sollten. Momentan ist der Favorit ein Projekt, das ein vierstöckiges, schlankes Holzgebäude mit einem auskragenden Panoramarestaurant vorsieht.


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Der aussichtsreichste Entwurf für die neue Monte Rosa-Hütte: ein vierstöckiges Gebäude mit auskragendem Panoramarestaurant. (Bild: Studio Monte Rosa) gross

Für die neuen Studierenden im Studio Monte Rosa gilt es nun, in den nächsten zwei Semestern die konkrete Umsetzung zu planen. Welches Material wird wo eingesetzt, wie kann ein 150-Betten-Betrieb gewährleistet werden, woher wird der Strom und das Wasser bezogen, wie kann geheizt werden, sind nur einige Probleme, die dabei gelöst werden müssen. Geht alles nach Plan, dann könnte im nächsten Herbst der Grundstein gelegt werden. Deplazes würde es begrüssen, wenn während dieser Konkretisierungsphase auch Angehörige anderer Departemente sich beteiligen würden. So könnte er sich vorstellen, dass Umweltnaturwissenschaftler Vorschläge zur Fäkalien-Entsorgung ausarbeiten könnten, da diese bei den herrschenden Verhältnissen nicht kompostieren, oder dass die atmosphärischen Verhältnisse untersucht würden.

Sicher in Japan, im Wallis noch offen

Doch wie gross sind die Chancen für eine Realisierung? „Gut“, meint der ETH-Professor. Denn nachdem im Juli dieses Jahre die Jury sich auch aus Kostengründen für keinen der Entwürfe entscheiden konnte, hätten einige klärende Gespräche mit dem SAC und lokalen Verantwortlichen stattgefunden, so dass jetzt nach dem erwähnten Plan weitergearbeitet werden könne. Deplazes würde es bedauern, wenn der SAC, der ein Budget von 2.4 Millionen Franken für die Monte Rosa Hütte vorgesehen hat, sich zurückziehen würde. Denn die Chance, eine Hütte mit sowohl planerischer als auch finanzieller Hilfe der ETH in der Grössenordnung einer halben Million Franken zu realisieren, werde sich nicht mehr so schnell bieten. Auf die Frage hin, ob mit einem zeitgenössischen Bau auch Architekturtouristen angelockt werden sollen, antwortet Deplazes: „Das ist nicht das primäre Ziel des Projektes. Doch in Tourismusorten gewinnen solche Überlegungen sicher an Bedeutung.“

Sollte die Realisierung des Monte Rosa Projektes der ETH trotzdem an den abweichenden Vorstellungen der Walliser scheitern, bietet sich dem Interessierten immer noch eine Möglichkeit, die Arbeiten der ETH-Studierenden zu begutachten. Er muss dann aber nicht in die Alpen, sondern nach Japan fahren. Dort, und das ist sicher, wird der Besucher im Rahmen der Weltausstellung 2005 in Aichi (Japan) im Schweizerpavillon im letzten Raum auf verschiedene Projektionen aus dem Monte Rosa Studio treffen (3).


Fussnoten:
(1) Studio Monte Rosa: www.deplazes.arch.ethz.ch/index.php?iid=230
(2) Die Modelle und Pläne für die neue Monte Rosa-Hütte aus den letzten zwei Semestern sind momentan in der Jahresausstellung des Departementes Architektur vom 22.10.2004 - 26.11.2004 auf dem E-Stock im HIL-Gebäude zu sehen.
(3) Vgl. „ETH Life“-Bericht „Der Berg ruft“: www.ethlife.ethz.ch/articles/ExpoJapan.html



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