ETH Life - wissen was laeuft

Die tägliche Web-Zeitung der ETH Zürich - in English

ETH Life - wissen was laeuft ETH Life - wissen was laeuft
ETH Life - wissen was laeuft
Home

ETH - Eidgenoessische Technische Hochschule Zuerich - Swiss Federal Institute of Technology Zurich
Rubrik: Tagesberichte
Print-Version Drucken
Publiziert: 29.10.2004 06:04

Dozierende fordern individuelle Kontrolle über Funknetze
"Ab" oder "An"?

Funknetze, die ein drahtloses Surfen im Internet ermöglichen, sind praktisch. Studierende können sich beispielsweise während der Vorlesung die nötigen Unterlagen auf das Notebook laden. Dass Studierende nun während der Vorlesung freien Zugang zum Internet haben, löst aber auch Unmut aus. Kritische Stimmen werden von verschiedenen Seiten laut.

Von Claudia Naegeli

Einige Professoren würden das WLAN (Wireless Local Area Network oder Funknetz) während ihrer Vorlesung am liebsten abschalten. Sie sind der Ansicht, dass Studierende den Vorlesungen nicht mehr folgen könnten, weil sie durch das Schreiben von E-mails und Surfen im Internet abgelenkt würden. Schlimmer noch: Die Desinteressierten können durch ihr Handeln auch andere im Hörsaal vom Lernen abhalten. Ein Mathematik Professor erzählt: „Wenn es auf den Bildschirmen blinkt und leuchtet, stecken manche Studierende automatisch die Köpfe zusammen.“

Er hätte mit seinen Studierenden schon über ein grundsätzliches Laptop-Verbot diskutiert, obwohl er durchaus Verständnis dafür aufbringe, dass sie der Vorlesung nicht immer ganz folgen. Es sei jedoch ein Unterschied, ob etwa jemand verdeckt eine Zeitung lese oder den Computer offen vor sich habe. Dass manche Studierende ihre Notizen direkt elektronisch erfassen möchten, sei legitim, und für diese sollte ein angemessener Kompromiss gesucht werden. In der Mathematik sei es allerdings aufgrund der vielen Formeln ohnehin einfacher und bequemer, die Notizen von Hand zu schreiben.

Hörsäle vergittern?

Armin Brunner, Sektionsleiter der Informatikdienste der ETH bestätigt, dass schon einige Dozierende eine individuelle Kontrolle über das WLAN gefordert hätten. Er hat Verständnis für die Professoren, steht aber gleichzeitig vor technischen Problemen. Die WLAN-Versorgung erfolgt mittels Accesspoints. Wenn man den Strom des Accesspoints abstellt, funktioniert lokal das ganze WLAN nicht mehr. „Das bringt allerdings unser Warnsystem durcheinander, weil dann in den Informatikdiensten eine ‚rote Lampe’ aufleuchtet“, erklärt Brunner.

Ausserdem, so Brunner, nütze es einem Dozierenden nicht viel, wenn er das WLAN eines Hörsaals abschalte, denn WLANs funktionieren über den Raum hinaus. Die meisten Säle würde von den angrenzenden WLAN-Zellen noch ausreichend abgedeckt werden. Die einzige Möglichkeit bestünde für Brunner darin, die Wände mit Metallfarbe oder -gittern einzukleiden. Das hätte dann zur Folge, dass alle Funknetze – beispielsweise auch Handy-Netze – nicht mehr funktionieren würden.

Die Informatikdienste hätten bis heute keinen konkreten Auftrag zur Schaffung einer besseren Kontrolle der Funknetze erhalten. Doch die Installierung von WLAN läuft weiter: Bis Ende Jahr sollen alle relevanten Hörsäle mit WLAN ausgestattet werden (1).


weitermehr

Laptop-Vorlesung
Surfen in der Vorlesung: Einige Dozierende würden das Funknetz während ihrer Vorlesung am liebsten abschalten. gross

Zeit ist knapp genug

Professor Hans-Rudolf Ott, Departementsvorsteher Physik, hat selbst noch nicht in Hörsälen, die mit Wireless LAN ausgestattet sind, unterrichtet. Er würde eine Ausstattung der Hörsäle für seine Vorlesungen auch nicht unbedingt begrüssen. „Ich gebe während der Vorlesung keinerlei Hinweise auf Webseiten“, sagt Ott. Er wolle den Studierenden möglichst viel vermitteln. „Da kann ich nicht warten, bis alle ihre Webseite gefunden haben. Die Zeit ist knapp genug“, führt er weiter aus. Er könne sich jedoch vorstellen, dass der Gebrauch des Internets für Übungen ausserhalb der Vorlesungen sinnvoll sei.

Auch unter den Studierenden löst das WLAN nicht nur positive Gefühle aus. Der 22-jährige Physikstudent Christian Ebneter zeigt sich ebenfalls kritisch: „Ich bekomme jeweils nur einen Viertel der Vorlesung mit, wenn ich den Computer dabei habe.“

Drängt sich die Frage auf, warum man auf die Funknetze nicht einfach verzichtet. „Ich kann nicht beurteilen, wie es in anderen Studiengängen aussieht, aber für Informatiker ist WLAN sehr praktisch“, sagt der Student Beat Herlig. Ein grosser Teil der Vorlesungsunterlagen sei bereits elektronisch verfügbar, so der 23-Jährige.

Ein Schritt zurück

Es sei ein grosser Vorteil, wenn man sich Skripte, Bildschirmpräsentationen oder Code-Beispiele auf den Laptop laden könne, um sich während der Vorlesung Notizen zu machen. „Oftmals hat ein Professor schon beiläufig etwas mir unbekanntes erwähnt. Dann habe ich jeweils eine Google-Suche gestartet“, erklärt Herlig. Oder er schreibe manche Vorlesung mit während ein Kollege elektronisch die Grafiken zeichne. In der Pause könnten sie sich die Notizen dann per Mail gegenseitig zusenden.

„Wenn man WLAN abschaltet, würden all die positiven Seiten des Internetzugriffes wegfallen. Ohne effektiven Nutzen für die Dozierenden und nur mit Nachteilen für die Studierenden“, sagt der junge Informatikstudent. Ausserdem könne er die Vorlesung auch stören, wenn er sich auf seinem Rechner einen Spielfilm auf DVD anschaue oder Computer-Games spiele. Konsequenterweise müsste man den Gebrauch von Notebooks allgemein verbieten. Und das wäre seiner Meinung nach dann wirklich ein Schritt zurück.


Fussnoten:
(1) Informationen zur WLAN-Abdeckung: www.wireless.ethz.ch/services/cover



Sie können zu diesem Artikel ein Feedback schreiben oder die bisherigen lesen.




!!! Dieses Dokument stammt aus dem ETH Web-Archiv und wird nicht mehr gepflegt !!!
!!! This document is stored in the ETH Web archive and is no longer maintained !!!