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Rubrik: Frontpage Exzellenz mit Hintergedanken |
Published: 12.04.2006 06:00 Modified: 06.02.2007 17:51 |
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Alexander Zehnder An einer Medienkonferenz stellte economiesuisse kürzlich die Eckpfeiler einer Schweiz im Wettbewerb der Wissensgesellschaft dar (vgl. "ETH Life" vom 3.5.06 (1) ). Dabei wurde der ETH-Bereich als Flaggschiff des Schweizerischen Bildungs-, Forschungs- und Innovationssystems speziell erwähnt. Dieses Lob dürfen wir mit Genugtuung entgegennehmen. Dies verpflichtet. Auszuruhen auf den Lorbeeren, ist nicht angesagt. Unser Land kämpft heute um jeden einzelnen Arbeitsplatz. Tendenz ist Auslagerung von Produktion, Forschung und Entwicklung, von Risikokapital sowie von hoch qualifizierten Arbeitskräften und Arbeitsplätzen. Die Situation ist ernst. Wir stehen in einem zunehmend aggressiven globalen Wettbewerb um die besten Ideen und Köpfe. Um in diesem Wettbewerb erfolgreich zu sein, müssen wir in vielerlei Hinsicht konkurrenzfähig bleiben. Hier zählen die weichen Faktoren des Standortes Schweiz wie Lebensqualität, Sicherheit und das Bildungssystem ebenso wie die harten Fakten Spitzenposition in der Forschung und beste Infrastrukturen. Die Schweiz ist zu klein, um sich Mittelmass leisten zu können. Entweder gehören wir zur Spitze, oder wir werden zum belächelten Kuriosum degradiert. Infolge der Stagnation der realen Finanzierung des ETH-Bereiches seit den 90-er Jahren können wir unsere Aufgabe als Flaggschiff nur noch bedingt erfüllen. Klar, wir können noch effizienter werden, Synergien mit unseren Partnern nutzen, Drittmittel von privater Seite generieren, aber irgendeinmal ist die Zitrone ausgequetscht. Immer mehr Leistung - immer weniger Ressourcen; das Perpetuum Mobile existiert leider nicht. Dies scheint noch nicht in allen Kreisen bekannt zu sein. Ich werde im politischen Umfeld oft gefragt, warum die wissenschaftliche Exzellenz und Reputation denn so eine zentrale Rolle spiele. Die Antwort ist einfach: Wir bewegen uns in den rauen Gewässern des globalisierten Marktes. Die grossen Fische, das heisst die besten Forscher, kriegen wir nur an Bord mit einer gut funktionierenden Bildungs- und Forschungsmaschinerie. Ein für Binnenseen konzipiertes Boot ist in diesem Wettbewerb fehl am Platz.
Der ETH-Bereich scheut keine Mühe, das Boot flott zu halten und international erfolgreich zu bleiben. Die notwendige Akquisition von Spitzenkräften aus dem Ausland löst aber gelegentlich die Frage aus nach der Konkurrenz mit inländischen Arbeitsplätzen. Dass hoch qualifizierte Personen nicht eine Konkurrenz sind, sondern Generatoren von neuen Arbeitsplätzen, zeigt eine Untersuchung des CATO Institutes (www.cato.org/). Eine hoch qualifizierte Person, egal woher sie kommt, generiert lokal drei bis fünf zusätzliche Arbeitsplätze. In den High-Tech-Bereichen, in denen die Arbeitsplätze von morgen entstehen (z.B. Systembiologie, Mikro- und Nanotechnologie) ist der Hebeleffekt noch grösser. Hier die besten Köpfe fördern und zusätzliche von aussen in unser Land zu holen ist also nicht ein Luxus, sondern ein Gebot der Stunde. Das ist letztendlich die Legitimation für die proklamierte Exzellenz.
Footnotes:
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