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Rubrik: Tagesberichte OSCMS-Konferenz Freier Austausch von Software |
Published: 21.03.2002 06:00 Modified: 20.03.2002 23:39 |
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Heute startet an der ETH die weltweit erste Konferenz für Open Source Content Management Systeme (OS-CMS). Inhalts-Verwaltungssysteme (CMS) und die Idee des offenen Quellcodes werden immer beliebter, beispielsweise bei der Entwicklung von Internet-Auftritten. Auf Konferenzbeginn hin diskutierte ETH Life mit drei Referenten, die alle in den Bereichen Open Source, Inhaltsverwaltung und auch für die ETH tätig sind. Von Jakob Lindenmeyer (www.jakob.lindenmeyer.ch/) Wo liegen die Vorteile von Software mit offenem Quellcode? Michael Wechner* (siehe Bild rechts) : Das Wichtigste sind die offenen Standards und Schnittstellen wie beispielsweise XML. Damit reduziert man die Gefahr, bei der Entwicklung in einer Sackgasse zu landen. *(Der diplomierte ETH-Physiker Michael Wechner ist OSS-Entwickler des CMS "Wyona" und Organisator der heutigen OSCMS-Konferenz.) #k (#k)
Wolfgang Korosec* (#wk) (siehe Bild oben (#wk) ) : OSS gibt einem eine gewisse Unabhängigkeit von einzelnen Herstellern, was in der kurzlebigen IT-Szene zurzeit wichtig ist. Ausserdem hat man mit OSS einen grösseren Handlungsspielraum bei der Weiterentwicklung eines Systems.
Christian Jaeger* (#cj) (siehe Bild oben (#cj) ) : Als weitere Vorteile von OSS sehe ich den freien Zugang, den problemlosen Kontakt und die gute Zusammenarbeit mit andern Entwicklern. Hat Software mit offenem Quellcode (OSS) auch Nachteile?Jaeger (nach längerem Nachdenken): Wahrscheinlich ist es einfacher in einer grossen Firma zu arbeiten, und auch einfacher für eine grosse Firma mit kommerziell lizenzierten Produkten Geld zu verdienen. Wechner: Man kann durchaus auch mit OSS Geld verdienen. Genau zu diesem Thema haben wir heute Abend im ETZ E1 eine öffentliche Podiumsdiskussion (siehe Kasten). Für Auftraggeber wie die ETH ist allerdings wichtig zu wissen, dass sie mit OSS nicht unbedingt billiger fahren als mit kommerzieller Software. Korosec: Das Risiko ist auch grösser, da die Entwicklergruppen meist kleiner sind, man darum mit mehreren Partnern verhandeln muss und die Produkte zur Zeit noch weniger ausgefeilt sind. Wieso entwickeln Sie denn überhaupt OSS, wenn es so schwierig ist, damit Geld zu verdienen?Jaeger: Weil wir selbst viel OSS verwenden und von der Arbeit anderer profitieren. Darum wollen wir unsere Entwicklungen auch weitergeben. Wechner: Natürlich ist auch ein gewisser Idealismus mit dabei: Wir wollen eine bessere Welt und uns nicht einschränken lassen, mindestens in der Softwareentwicklung.
Wechner: Das ist ein Werkzeug, um mit andern Leuten gleichzeitig Inhalte zu erfassen, importieren und publizieren, beispielsweise auf einer Website. Korosec: Dadurch sollen auch Nicht-Fachleute ohne HTML-Kenntnisse mit Hilfe eines gewöhnlichen Browsers wie Internet Explorer oder Netscape Websites verwalten und kollaborativ bearbeiten können. Herr Korosec, für den breiteren Einsatz innerhalb der ETH evaluieren Sie ja momentan speziell die CMS-Systeme mit offenem Quellcode. Warum tut's nicht auch ein kommerzielles System?Korosec: OSS passt sehr gut in ein universitäres Umfeld. Solche Systeme sind leicht selbst anpassbar und mit andern Unis austauschbar. So könnten beispielsweise Forscher ihr System problemlos mitnehmen, wenn sie an eine andere Hochschule wechseln. Jaeger: Die ETH hat als öffentlich finanzierte Bildungs- und Forschungsinstitution ja traditionell ihre Erkenntnisse immer schon an die Gesellschaft weitergegeben. Da ist es nur konsequent, dies auch mit der dort entwickelten Software zu tun. Wechner: OSS hat viel mit freiem Informationsaustausch zu tun, wie auch die Wissenschaft. Eine ETH lebt ja auch gerade von einem solchen freien Austausch von Ideen und Software. Es war für uns darum klar, dass wir die heutige Konferenz an der ETH durchführen und nicht in irgendeinem kommerziellen Konferenzzentrum. Herr Korosec, wann bekommt die ETH ihr CMS?Korosec: Wir entscheiden im April. Im Final stehen zwei Kandidaten-Packages: Entweder eine Kombination von Cocoon2/Java/XML wie es die Firma Wyona von Michael Wechner anbietet, oder die Kombination von Zope, Python und Kontentor der Firma Iuveno. Das gewählte CMS wird mittelfristig das zentrale Webhosting am ETH Web Office (3) ablösen und auch die einfache Integration von zentralen Datenbeständen wie Telefonbuch oder Vorlesungsverzeichnis erlauben. Schon etwas früher starten Sie, Herr Jaeger, ja mit einem CMS mit offenem Quellcode als Redaktionssystem für ETH Life.Jaeger: Wir haben es gerade noch geschafft, das neue ETH Life-Redaktionssystem (4) auf die heutige Konferenz hin fertig zu entwickeln. Nach einer kurzen Testphase wird ETH Life dann etwa auf Semesterstart voll auf Open Source-Basis laufen. Was bringt das unseren Leserinnen und Lesern?Jaeger: Zuallererst einmal richtigen Speed! Das neue System wird wesentlich schneller laufen. Desweitern gibt es Verbesserungen in der Leserführung sowie bei der Volltextsuche. Ausserdem lassen sich nun auch neue Funktionen integrieren, wie beispielsweise ein Chat. Und schliesslich liegen alle ETH Life-Texte endlich im zukunftsweisenden XML-Format vor und sind somit kompatibel für nachfolgende Generationen. Werden die ETH Life-Artikel durch das neue Inhaltsverwaltungssystem nun auch inhaltlich besser?Jaeger: Die inhaltliche Qualität und das System für die Produktion haben natürlich nicht direkt miteinander zu tun. Doch die Ablösung des sehr langsamen und mühsam zu handhabenden alten Systems gibt den Redaktoren jetzt natürlich mehr Zeit, ihre Texte auch qualitativ besser zu schreiben.
References:
Footnotes:
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