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Rubrik: News
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Publiziert: 05.02.2003 06:00

IInfo-Lunch zum Feldversuch mit Gentech-Weizen
„Ein Fall von Forschungsbehinderung“

(mib) Im März will das Institut für Pflanzenwissenschaften der ETH mit der Aussaat für den kontrollierten Weizen-Freilandversuch beginnen. Gestern bezogen Ueli Suter, ETH-Vizepräsident für Forschung und Wissenschaftsbeziehungen, und Forscher Christof Sautter an einem Info-Lunch Stellung. Es nahmen 120 Personen teil.

Weizen ist das zweitwichtigste Grundnahrungsmittel weltweit; die Pflanze wird in der Schweiz auf einem Drittel der Ackerfläche angebaut. Die grössten Weizenanbaugebiete liegen jedoch in China, USA, Indien, Russland und Frankreich. Für einen grossen Ernteverlust – immerhin ein Drittel pro Jahr – ist der Stinkbrand verantwortlich. Deshalb wird der Pilz heftig bekämpft. Mit mässigem Erfolg: Denn Untersuchungen der Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft im deutschen Braunschweig zeigten, dass auch in Europa keine sporenfreie Proben erhältlich sind (1). „Das Saatgut wird deshalb mit Fungiziden behandelt“, sagt Christof Sautter vom Institut für Pflanzenwissenschaften der ETH Zürich.

Beschwerde gegen die Verwaltung

Eine mögliche Alternative ist der gentechnisch verbesserte Weizen. Die Grundlage dafür hat Christof Sautter Mitte der 1990er-Jahre geschaffen (2). Aus einem Virus isolierte er das so genannte KP4-Gen – es entfaltet fungizide Wirkung – und schleuste es einer Weizenpflanze ein. Ebenfalls trägt der neue Weizen ein Resistenzgen für das Herbizid Basta und das Antibiotikum Ampicillin. Im Oktober 1999 wollte Sautter in einem Freisetzungsversuch den neuen Weizen testen. Ein entsprechendes Gesuch lehnte das Bundesamt für Umwelt (Buwal) jedoch ab. Ein Jahr später versuchte es Sautter erneut – vergeblich. Das Buwal fand, der Versuch passe im Vorfeld der Genlex-Debatte „nicht in die politische Landschaft“. Im November 2001 erfolgte die dritte Abfuhr. Nun reklamierte die ETH und reichte beim Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) eine Verwaltungsbeschwerde ein; am 13. September 2002 wurde sie gutgeheissen, das Gesuch am 20. Dezember (nach erneuter Beschwerde) schliesslich bewilligt.

„Drei Jahre und zwei Monate brauchten die Behörden, um den Feldversuch zu bewilligen. Das ist zuviel“, findet Ueli Suter, Vizepräsident Forschung und Wissenschaftsbeziehungen der ETH. In den USA hätte es lediglich einige Wochen für einen Entscheid gebraucht. Vor allem aber kritisiert Suter die


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Christof Sautter: "Stinkbrand im Weizen ist schwierig zu erkennen." gross

vorgebrachten Argumente des Buwal: „Die ETH hat alle Vorgaben mehr als erfüllt. Wenn sich das Buwal nicht an die juristischen Bedingungen hält sondern politische und ideologische Gründe dagegen anführt, dann ist das nicht korrekt.“ Für Ueli Suter ein Fall von Forschungsbehinderung – und wegen der zeitlichen Verzögerung auch eine Verschleuderung von Steuergeldern.

Aussaat im März 2003?

Trotz dem Entscheid des Buwal: Ganz so schnell wird Christof Sautter nicht mit seinen Versuchen beginnen können. Das Bundesamt hat zwar die Freisetzung bewilligt, Greenpeace, die Arbeitsgruppe „Lindau gegen Gentech-Weizen“, IP-Suisse und eine Bauernfamilie haben jedoch gegen den Entscheid rekurriert. „Wir hoffen, dass das Buwal die aufschiebende Wirkung der Beschwerde aufhebt“, sagt Rolf Probala, Kommunikationschef der ETH. Geplant sei, mit der Aussaat Anfang März beginnen zu können.

Auf einer Fläche von acht Quadratmetern sollen 1600 transgene Pflanzen freigesetzt werden. Die Versuchsfläche wird von einem pollendichten, im Windkanal getesteten Zelt geschützt. Ein Netz hält Vögel fern, ein „Schneckenblech“ Kleintiere, ein Zaun grössere Tiere. Weiter wird die „Kleinversuchsparzelle“ mit einem Streifen aus „Mantelsaat“ geschützt. „Der Versuch wird den höchsten Sicherheitsanforderungen genügen“, versichern Ueli Suter und Christof Sautter. Finanziert wird der Versuch durch den Schweizerischen Nationalfonds. Die Ergebnisse werden in einer Fachzeitschrift publiziert.


Literaturhinweise:
Bisherige Berichte: Beschwerde gegen Gentech-Weizen, Bahn frei für ETH-Freisetzungsversuch, Neuer Anlauf gegen Gentech-Weizen, Gentech-Weizen und Recht, Leuenberger stützt ETH-Beschwerde, Aus für Gentech-Versuch der ETH, Keine Lust auf Auseinandersetzung, Fakten statt Spektakel, Gentech gegen Stinkbrand

Fussnoten:
(1) 1
(2) Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Braunschweig: www.bba.de



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